Weltkulturerbe Völklinger Hütte, “Das Paradies”
Die Kokerei war einst einer der schwersten Arbeitsplätze der Völklinger Hütte, an dem Hitze, Staub und Feuer regierten. Heute können die Besucher des Weltkulturerbes Völklinger Hütte auf diesem Terrain einen außergewöhnlichen Industrie-Landschaftsgarten entdecken. Als Beitrag zur 10. Landeskunstausstellung “SaarArt 2013” präsentiert das Weltkulturerbe Völklinger Hütte im “Paradies” die Installation “Körperschleusen (Liquid Souls)” der Video-Künstlerin Claudia Brieske.
Die Installation aus Fotografien, Video- und Klangsequenzen tritt bewusst in einen Dialog mit der Industriekultur der Völklinger Hütte. Grundlage des Kunstwerks ist ein Arbeitsprozess in der Kokerei der Völklinger Hütte: der Verwandlung von Kohle in Koks. In der Kohlestampfmaschine wurde gemahlene Kohle zu einem Kohlekuchen gepresst. Dieser wurde anschließend in die Kokskammer gedrückt. Unter großer Hitze wurde hier aus Kohle Koks. Dieser Koks wurde wieder aus der Kokskammer herausgepresst. Aus diesem Arbeitsprozess leitet Claudia Brieske die “metaphorische Geste” des Pressens, Drückens und Ausspuckens ab. “Metaphorische Gesten” sind eines der zentralen Stilmittel der Künstlerin. Im Weltkulturerbe Völklinger Hütte verweist die Geste des Pressens und Drückens auf die Kokerei. Sie hat aber auch eine körperliche Dimension – im Sinne von “Druck aufnehmen” und “Druck ablassen”. So erklärt sich der Titel “Körperschleusen”.
Die Fotografien und die beiden Video- und Klangsequenzen zeigen zwei Gesten. Zwei Hände, die einen Kopf umfassen und rhythmisch den Mund aufreißen und wieder schließen. Und eine Figur im Profil, die Wasser spuckt. Der Klang ist an die Bilder getaktet. Er verdichtet und dramatisiert die Situation des Öffnens und Schließens einer mechanischen “Körperschleuse”.
Weiterhin im “Paradies” zu sehen, ist die Installation “FUTURING” und eine Foto-Ausstellung der Performance-Künstler EVA & ADELE.
“Das Paradies” im Weltkulturerbe Völklinger Hütte ist eine faszinierende Synthese von Industriekultur und Natur. Durch die Kunst von Claudia Brieske und “EVA & ADELE” wird er auch zu einem außergewöhnlichen Ort der Kunst.
Claudia Brieske, geboren am 3. Mai 1966 in Meppen, arbeitete von 2002 bis 2008 als Lehrbeauftragte an der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Heute lebt sie als freie Künstlerin in Berlin. Sie ist Mitinitiatorin der “Initiative temporäre Kunsträume e.V.” in Berlin. Claudia Brieske entwickelt Video- und Klanginstallationen, die auf den jeweiligen Ausstellungsort hin komponiert sind.
Die zehnte Landeskunstausstellung des Saarlandes, SaarArt, zeigt wichtige künstlerische Positionen und ästhetische Entwicklungen im Saarland und in der Region. Vom 21. April bis 16. Juni 2013 präsentiert die “SaarArt” exemplarisch die aktuelle Kunstszene des Saarlandes in 9 Ausstellungshäusern des Landes.