Ausstellung „Auto Unser. Kult und Krise“

Wir und das Auto – das ist eine spannende Geschichte voller Emotion und Faszination – aber auch eine Geschichte der Krisen und damit der Widersprüche. Das Historische Museum Saar und das Stadtarchiv Saarbrücken präsentieren vom 30. September 2023 bis zum 24.März 2024 im Museum am Saarbrücker Schlossplatz die Sonderausstellung  “Auto unser. Kult und Krise”. Sie lädt zu einer großen Fahrt durch die Automobilgeschichte ein. Inhaltlich vielfältig und anspruchsvoll, aber zugleich unterhaltend mit überwiegend unbekanntem Foto- und Videomaterial werden die vielfältigen Facetten des Themas aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Ergänzt wird die Schau durch Modellautos und interaktive Stationen.

Keine Erfindung hat unser Leben so nachhaltig verändert und geprägt wie das Automobil. Während der Besitz eines Autos lange Zeit als Symbol für Wohlstand und sozialen Fortschritt galt, steht es heute häufig für Krisen und Umweltprobleme. So erzählt die Ausstellung von Emotionen und Faszination, von Freiheit, Macht und Status, von Wohlstand und Massenmotorisierung ebenso wie von Krisen und Widersprüchen, von nationalen Befindlichkeiten und globalen Ansprüchen.

Eng verbunden mit dem Auto ist das Gefühl von Freiheit, die Möglichkeit, spontan und unabhängig mobil zu sein. Viele reisten mit dem Auto um die große Welt, nicht nur die 68er-Generation im VW Bully, sondern schon in den 1920er Jahren emanzipierte Frauen aus vermögendem Hause. Ohne Frauen kein Auto! Berta Benz brachte es in Fahrt, und sie ist nicht die Einzige.

Auch die Geschichte vom Wirtschaftswunder, von Wohlstand und sozialem Fortschritt in Europa wurde angetrieben durch das Automobil. VW, Fiat und Renault stehen dafür beispielhaft sowie Opel und Ford als Marken der Mittelstandsgesellschaft der 1960er und 1970er Jahre. Die Autoindustrie rettete Kohle-Länder wie das Saarland.

Aber es gibt auch eine Kehrseite: das Massensterben im Straßenverkehr, die Ölkrise, Umweltschäden wie das Waldsterben, die Belastung durch Feinstaub und die Klimaerwärmung. Die europäische und nicht die US-Automobilindustrie entwickelte zwar technologische Innovationen zur Krisenbewältigung, sie verlor aber ihre Vorreiterrolle Ende des 20. Jahrhunderts im Zuge einer sich dramatisch verändernden Welt. Der Diesel —  angeblich umweltfreundlich — weil bleifrei wurde 2015 durch Diesel-Gate endgültig infrage gestellt.

Kein Land in Europa ist so abhängig von der Automobilindustrie wie Deutschland, dies gilt ganz besonders für das Saarland. Die Ansiedlung der Automobilindustrie an der Saar gilt als Meilenstein in der Bewältigung der Strukturkrise von Kohle und Stahl. Sie bietet rund 40.000 Arbeitsplätze und garantierte bisher Wohlstand. Für Saarbrücken als Standort eines bedeutenden Automobilzulieferers und auch unter dem Gesichtspunkt einer auto- und menschengerechten Stadt ist dies ein ebenso spannendes wie hochaktuelles Thema.

Die von Hans-Christian Herrmann in Zusammenarbeit mit Ruth Bauer kuratierte Ausstellung widmet sich der Vielzahl dieser unterschiedlichen Aspekte aus einer deutsch-französischen, europäischen sowie globalen Perspektive und eröffnet dabei bisher nicht wahrgenommene Sichtweisen. Einen Schwerpunkt im Zeitraum der Automobilgeschichte bilden dabei die 1950er bis 1980er Jahre mit einem Ausblick in unsere Gegenwart und in die Zukunft.

Zur Ausstellung ist im renommierten Motorbuch Verlag in der Reihe „Publikationen des Historischen Museums Saar“ ein reich illustrierter Begleitband erschienen. Außerdem wird ein umfangreiches Begleitprogramm mit hochkarätigen Vorträgen angeboten. Weitere Infos findet man auf der Website des Museums.

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