© Lothar Arnold
Im Jahr 2021 feierte die traditionsreiche Saarbrücker Casino-Gesellschaft ihren 225 Geburtstag. Mit einer Sonderpräsentation erinnert das Historische Museum Saar ab dem 1. Februar 2022 an ihre wechselvolle Geschichte. Im Laufe des Monats Februar wird die Restaurierungswerkstatt des Museums in die Ausstellungshalle verlegt, so dass man im Rahmen der Präsentation auch Anton von Werners Monumentalgemälde „Ankunft König Wilhelms“ besichtigen kann. Das Gemälde zeigt den Empfang des preußischen Monarchen 1870 in Saarbrücken durch angesehene Saarbrücker Bürger, darunter auch Mitglieder der Casino-Gesellschaft wie Carl Schmidtborn, Friedrich Quien und Eduard Karcher. Texttafeln, ausgewählte Objekte, Zeichnungen und Fotos ergänzen die Präsentation.
Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts gewann das aufstrebende Bürgertum auch an der Saar an ökonomischer und gesellschaftlicher Bedeutung. Unter dem Einfluss der Aufklärung wurden die Privilegien der adligen Führungsschicht in Frage gestellt. Führende Kaufleute schlossen sich zu Gesellschaften zusammen. 1776 wurde die Saarbrücker Kranengesellschaft gegründet, um die Stadt als Umschlagplatz für Kolonialwaren zu etablieren. Seit den 1770er Jahren gab es daneben auch die „Saarbrücker Abendgesellschaft“, eine Art bürgerlicher Lese-und Debattierclub. Als dann am 1. September 1796 Mitglieder der Kranen- und der ehemaligen Abendgesellschaft ein „Colleg“ als Ort geselligen Zusammenseins gründeten, war dies die eigentliche Geburtsstunde der Saarbrücker Casino-Gesellschaft, die sich erst am 5. Januar 1817 unter diesem Namen neu konstituierte, aber die Satzung des Collegs beibehielt. Daher gehört die Saarbrücker-Casino Gesellschaft heute zu den ältesten Casino-Gesellschaften Deutschlands.
Die Treffen der Mitglieder dienten vorrangig dem Austausch: Man las Zeitung, spielte Billard oder unterhielt sich. Gelegentlich wurden Bälle, Festessen oder Ausflüge veranstaltet. Auf diese Weise konnten auch die heiratsfähigen Kinder der Mitglieder zusammenkommen und in gesellschaftlich ebenbürtige Kreise einheiraten.
Zu den alteingesessenen Kaufleuten wie den Familien Karcher, Köhl, Korn, Röchling und Schmidtborn gesellten sich nach 1870 neben preußischen Beamten und Akademikern auch Offiziere, da Saarbrücken 1820 Garnisonsstadt geworden war. Seit 1826 wurden „ständige“ und „unständige“ Mitglieder unterschieden, wobei erstere einen Wohnsitz in Saarbrückenvorweisen mussten. Die alteingesessenen Saarbrücker wollten sich so von äußeren Einflüssen abgrenzen.
Mitte des 19. Jahrhunderts sollte die Casino-Gesellschaft einen Neubau erhalten. Dazu erwarb sie das Gelände in den „Herrengärten“ an der Saar. Ein Wettbewerb wurde ausgeschrieben, den der Kölner Stadtbaumeister Julius Carl Raschdorff als einer von 23 Bewerbern gewann. Er gilt heute als einer der bedeutendsten Baumeister der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert und ist vor allem für den Bau des Berliner Doms bekannt. Ende 1866 erfolgte die Fertigstellung des Baus, heute Sitz des saarländischen Landtags. Im Mai 1954 wurde das aktuelle Gebäude der Casino-Gesellschaft in der Bismarckstraße eröffnet.
Mit einer Satzungsänderung 1968 konnten auch Frauen vollumfänglich Mitglied werden. Grete Brosius wurde erstes weibliches Mitglied. Einen monatlichen Stammtisch mit Damen führte man erst 1974 ein. Bis zum offiziellen Ende der reinen Männerstammtische dauerte es noch zehn Jahre.
Im Jahr 2019 fusionierten der 2001 gegründete Wirtschaftsclub Saar-Pfalz-Moselle e.V., und die Saarbrücker Casino-Gesellschaft zum „Wirtschaftsclub Saar-Pfalz-Moselle – Saarbrücker Casino Gesellschaft“.