Tribüne statt Bühne- II

 

Ein fast ausverkauftes Konzert. Trotz Wetterverhältnissen, die die Kürzung des Konzerts erforderten, war das Konzert der St. Ingberter Bergkapelle am 21.8 ein gelungener Abend.

 

Mit Abstand, gemäß den Corona Regeln, durften, die rund 500 Gäste, eine interessante Reise durch die Musikgeschichte erleben. Als musikalische Gäste hatte sich die Kapelle zwei herausragende Musiker ausgesucht: Wolfgang Mertes und Sue Lehmann.

Stargeiger Wolfgang Mertes, erster Konzertmeister des Saarländischen Staatsorchesters gehört zur Elite des Crossover, da er sich in der Klassik ebenso wie im Jazz zu Hause fühlt. Die quirlige Sue Lehmann, Sängerin, Musicaldarstellerin und beim saarländischen Publikum besonders beliebt, hatte ebenfalls einige Überraschungen parat: ihre wandelbare Stimme überschritt mühelos alle Genres – und ihre Bühnenpräsenz hat in Sekundenschnelle vergessen lassen, dass gar keine Bühne gab.

 

Auch das Moderatoren-Duo war nicht ohne: mit Bravour haben Sie die einzelnen Werke eingeführt, Details zu der Musik und den Darstellern präsentiert und ein Erlebnis geschaffen.

Die Tradition wurde beibehalten, die Gäste mit einem etwas anderen Steigermarsch zu begrüßen: die saarländische Nationalhymne wurde mit Robbie Williams größtem Hit „Let me entertain you“ kombiniert und Sue konnte gleich mal zeigen, was sie so drauf hat. Weiter ging es nach Südamerika – die Temperaturen der letzten Wochen passten ja schon mal – mit  Alfred Reeds „El camino real“, einer Originalkomposition für Blasorchester und mit  Arturo Márquez der  in seinen Werken die Idiome alter mexikanischer und kubanischer Volksmusik in den Orchesterklang integriert.

„Danzón Nr. 2“ gefolgt von „Tico Tico“, auch einer der ganz großen Klassiker dieses Landes, bei dem Wolfgang sein südamerikanisches Temperament zum Ausdruck gebracht hat wird. Zurück nach Europa mit Sue und zwei der ganz großen Bond-Hits. „Skyfall“ erschienen 2012 zum 50. Jubiläum der Bond-Filmreihe, Interpretin Adele heimste dafür sogar einen Oscar ein. Der Bond-Streifen aus dem Jahr 1989 war dagegen nicht sehr erfolgreich, der Titelsong „Licence to kill“ aber sehr wohl, Gladys Knight erreichte damit Platz 6 der britischen Charts. Die Arrangements wurden fürdie Kapelle und Sue maßgeschneidert. Die Reise blieb weiterhin in der Kinowelt mit John Williams. Ein Film, dessen Musik zu komponieren John Williams zunächst ablehnte, war „Schindlers Liste“. Das düstere Drama, das mit sieben Oscars prämiert wurde, schildert einprägsam die wahre Geschichte des Geschäftsmanns Oscar Schindler, der das Leben von mehr als 1.100 Juden während des Holocaust rettete. John Williams sagte zu Regisseur Steven Spielberg: „Du benötigst einen besseren Komponisten für diesen Film, als ich es bin.“ Darauf antwortete Spielberg: „Ich weiß, aber die sind alle tot.“ Vor der Pause wurde es noch düster mit dem Titelthema von „Der weiße Hai“.

 

Nach der Pause begrüßte ein weiteres Werk von John Williams die Zuschauer: Superman. Um dann zu Hans Zimmer zu gelangen, dem Deutschen, der seit 1990 die Filmmusikbranche in Hollywood revolutioniert und mit einer ganz anderen Tonsprache arbeitet: experimentelle Klangimprovisationen, setzt stark auf exotische Instrumente und unterlegt die Filme von Anfang bis Ende mit Musik, oft wiederholt sich ein dominantes Hauptthema. In der Kategorie „Superhelden“ tritt Superman dann gegen einen anderen Comic-Helden an, nämlich Batman mit Musik aus dem Film „The dark knight“ von 2008.

Weiter ging es mit Sir Reginald Kenneth Dwight, besser bekannt als Elton John. Sein Repertoire reicht von Balladen über Rock und Rock‘n‘Roll bis hin zu Blues und Boogie. Zu hören war einer seiner ganz großen Erfolge aus dem Jahr 1974 „Don‘t let the sun go down on me“, der 1985 in der Duettversion zusammen mit George Michael noch einmal zu Weltruhm gelangte. Natürlich konnten auch die Beatles nicht fehlen. Vor genau 60 Jahren gaben vier blutjunge Briten ihr erstes Konzert. Wenig später avancierten Paul, John, George und Ringo mit über 600 Millionen verkauften Tonträgern zur erfolgreichsten Band aller Zeiten – und brachten ihre Fans regelrecht zur Ekstase!  Im Programm dabei mit „Let it be“ entstanden 1969 aus der Feder von Paul McCartney, der bei der Komposition den gospelnden Soul von Aretha Franklin im Hinterkopf hatte – was aber bei den übrigen Bandmitgliedern gar nicht gut ankam.

„Live and let die“ (Leben und Sterben lassen) ist eigentlich gar kein Beatles-Song, Linda und Paul McCartney schrieben den Titel erst 1973 als Titelsong des gleichnamigen James-Bond-Films. Aufgenommen wurde er von Paul McCartneys damaliger Band „Wings“.  Mit Amazing Grace wird das Publikum nach Hause verabschiedet.

 

Ob Superman oder Batman, ob Beatles oder Queen, ob Südamerika oder Saarland, das Publikum durfte sich auf einen kontrastreichen Querschnitt und ein ungewöhnliches Konzertereignis freuen und hat es klar sehr genossen. Keine Revue: ein Gesamtkonzept das die Vielschichtigkeit der Bergkapelle klar bewiesen hat.

Nur eine Frage blieb offen: wann der 3. Teil?

 

Elisa Cutullè

 

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