Ausstellungsvorschau 2020 für die Moderne Galerie des Saarlandmuseums

 

 

Giuseppe Penone: Indistinti confini
Ab Ende März 2020 bis voraussichtlich November 2020 (genaue Daten werden noch bekanntgegeben)
Die Moderne Galerie eröffnet das Jahr 2020 mit einem Kunstprojekt, das auf sinnfällige Weise eine Brücke zwischen Frankreich und Deutschland schlägt und das aus der engen Partnerschaft
mit dem Centre Pompidou-Metz hervorgeht, die seit der Ausstellung „Entre deux horizons“ (2016/17) besteht.
Der italienische Künstler Giuseppe Penone, seit April 2019 mit einer großen Installation im Erweiterungsbau der Modernen Galerie präsent, wird im öffentlichen Raum in Saarbrücken und
Metz parallel zwei monumentale Werke aufstellen, Bäume aus Bronze, in deren Geäst – scheinbar schwerelos – mächtige Steine ruhen. Die für Saarbrücken vorgesehene Skulptur wird in den
Außenanlagen der Modernen Galerie platziert, gegenüber dem Eingang zur HfM Saar, und damit dieses Kunstareal nochmals bereichern. Giuseppe Penone selbst hat seine grenzüberschreitende
Aktion unter den Titel „Indistinti confini – Unbestimmte Grenzen“ gestellt.
Das Projekt wird realisiert im Rahmen des Interreg-Programms „NOE / NOAH“.

aufgeblättert – ausgebreitet. Künstlerbücher und Mappenwerke seit 1960
4. April 2020 bis 9. August 2020
Sie nehmen eine Nische zwischen Museum und Bibliothek ein: Künstlerbücher. In Kooperation mit der Graphischen Sammlung des Fachs Kunstgeschichte der Universität Trier stellt die
Moderne Galerie, neben einzelnen Werken aus Eigenbesitz, Bestände einer privaten Künstlerbuchsammlung aus: mit Werken von Jim Dine, Georg Baselitz, Mimmo Paladino, Pierre
Alechinsky, David Hockney, Alfred Hrdlicka u.a.
Seit den 1960er Jahren haben sich Bildende Künstler, häufig zusammen mit Schriftstellern oder Dichtern, vermehrt dieses Medium als genuines Ausdrucksmittel erobert. Wort und Bild spielen,
weit über pure Illustration hinaus, eng zusammen und intensivieren wechselseitig ihre Aussage und Gestaltungsmöglichkeiten.

Philipp Taaffe
9. Mai 2020 bis 27. September 2020
Der amerikanische Maler Philip Taaffe (* 1955) vertritt eine einzigartige Position zwischen Abstraktion und Ornament. Die Einzelausstellung in der Modernen Galerie ist seine erste
umfassende museale Präsentation in Deutschland seit 2008. Die darin gezeigten Arbeiten werden exemplarisch alle seine Schaffensperioden vor Augen führen: von den 1980er Jahren bis in die
jüngste Zeit.
Nunmehr seit Jahrzehnten arbeitet Taaffe mit seiner Malerei daran, das Ornament „als Weltsprache“ zu untersuchen und agiert dabei wie ein Mittler zwischen den Kulturen. Das Spektrum reicht von der mediterranen Antike über die irisch-keltische Kunst, die Architektur und das Kunsthandwerk der islamischen Welt sowie die indianische Stammeskunst Nordamerikas bis hin zu den Hochkulturen Asiens. Taaffe setzt die von je unterschiedlichen Traditionen geprägten Formen vergleichend nebeneinander und konfrontiert sie mit der Ästhetik der Moderne.

Boris Becker – Hochbunker. Fotografien von Architekturen und Artefakten
18. Juli 2020 bis 31. Januar 2021
Erstmals wird das von Boris Becker (* 1961) zwischen 1984 und 1990 erarbeitete Projekt der „Hochbunker“ in Kooperation mit der SK Stiftung Kultur neu rekapituliert und ausführlich
veranschaulicht. Neben einer Auswahl von etwa 120 Schwarz-Weiß-Aufnahmen und 10 Farbfotografien von Hochbunkern aus seiner frühen Schaffensphase wird Boris Becker in der Ausstellung auch jüngere farbige Großformate zeigen. Sein Archiv der Bunker-Aufnahmen bietet dabei einen facettenreichen Überblick über die massiven Bauten und ihre architektonisch vielfältigen Formen. Das düstere Kapitel des Zweiten Weltkriegs wird dabei ebenso beleuchtet wie die Zeit der 1980er Jahre: Die Friedens- und Anti-Atomkraftbewegung mit allen Abrüstungsanstrengungen führte zur wiederholten Reflexion der Hinterlassenschaften des Krieges und des sogenannten Wirtschaftswunders.

Monika Sosnowska
ab 28. August 2020
Nach Pae White und Giuseppe Penone ist Monika Sosnowska die dritte Künstlerpersönlichkeit von internationalem Renommee, die sich mit einer ortsspezifischen Inszenierung mit dem zentralen
Raum des Erweiterungsbaus der Modernen Galerie und seinen einzigartigen Proportionen auseinandersetzt. Sosnowskas Denken kreist um architektonische Formen und ihre Wirkung, um die Utopien der Moderne und ihr Scheitern. Künstlerisch gewinnt es Gestalt in oftmals raumgreifenden Gebilden aus Metall, die anmuten wie von Riesenhand verformte Treppen, Geländer oder Gerüste. Tatsächlich aber handelt es sich um autonome Skulpturen. Einem breiten Publikum bekannt wurde Sosnowska durch ihre Arbeit für den polnischen Pavillon der Biennale von Venedig 2007: eine zugleich filigrane und kraftvolle Konstruktion, die den Raum sprengen zu wollen schien.
Monika Sosnowska wurde 1972 in Ryki / Polen geboren und studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Posen und an der Rijksakademie van beeldenden Kunsten in Amsterdam. Sie lebt und arbeitet in Warschau. Zu den Institutionen, die ihr bisher Einzelausstellungen ausrichteten, zählen u.a. die Serpentine Gallery in London, das Kunstmuseum Liechtenstein, das Schaulager Basel, die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf und das Walker Art Center in Minneapolis (MN).

Die „Brücke“ im Atelier
13. November 2020 bis 7. März 2021
Mit Ernst Ludwig Kirchners monumentaler Atelierszene Badende im Raum (1909/nach 1926) besitzt die Moderne Galerie eines der Haupt- und Schlüsselwerke des deutschen Expressionismus.
Die vielschichtige Darstellung hat Kirchners Wohnatelier der Jahre 1909-11 in der Dresdner Friedrichstadt zum Thema. In diesem unkonventionell gestalteten Lebens- und Arbeitsraum ließ
das Künstlerkollektiv der frühen „Brücke“-Jahre eine Welt erstehen, die sich als radikaler Gegenentwurf zu den konservativen Idealen der wilhelminisch geprägten Gesellschaft verstand.
Kirchner hatte die Räumlichkeiten mit eigenhändig gefertigten Möbeln und Textilien ausgestattet, deren exotischer Geist von seiner tiefgreifenden Faszination für die außereuropäischen Kulturen zeugt. Die besondere Atmosphäre dieses Raumes, die hier zelebrierten Zusammenkünfte mit Modellen, Freunden und Sammlern wurden in zahllosen Gemälden, Zeichnungen und Fotografien
verbildlicht. Das Saarbrücker Bild zeigt das Atelier als Biotop, in dem neue Lebensformen und neue Inhalte der Kunst entwickelt wurden.
Ausgehend von 22 Arbeiten aus eigenem Besitz, wird die Werkschau mit rund 100 Exponaten die grundlegende Bedeutung des Atelier-Themas für das frühe „Brücke“-Schaffen erfahrbar machen.
Hochrangige Gemälde, Grafiken und Schnitzwerke von Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel, Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff, darunter teils selten gezeigte Leihgaben aus namhaften
europäischen Sammlungen, werden den Kosmos des Dresdner Ateliers ausleuchten.
Einen zusätzlichen Schwerpunkt bildet die Darstellung der umfassenden restauratorischen Bearbeitung des Hauptwerks Badende im Raum, der eine eigene Sektion der Ausstellung gewidmet sein wird.

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