30 Jahre Unsichtbares Mahnmal und neue Webseite

 

Am 23. Mai 1993 wurde auf dem Saarbrücker Schlossplatz, das von dem Konzeptkünstler Jochen Gerz und seinen Studierenden seit 1990 geschaffene Unsichtbare Mahnmal gegen Rassismus eröffnet. Der Platz trägt seither den Namen „Platz des Unsichtbaren Mahnmals“. Am 23. Mai dieses Jahres wird eine gezeichnete Mindmap auf der Internetseite des Historischen Museums Saar freigeschaltet welche die Geschichte des Mahnmals erzählt. Außerdem findet um 17 h eine Führung statt.

Es war und ist ein Denkmal, das man nicht sieht. Dazu war es eines, an dem zuerst heimlich, genauer: illegal gearbeitet wurde und erst, als es bereits viel Raum im Studium und im Stadtraum eingenommen hatte, durch den politischen Willen befördert und zum offiziellen Projekt gemacht worden war.

Das von Jochen Gerz in seiner Zeit als Gastprofessor an der Hochschule der Bildenden Künste Saar mit seinen Studierenden im April 1990 begonnene Mahnmalprojekt „2146 Steine – Mahnmal gegen Rassismus“ auf dem Saarbrücker Schlossplatz erzählt viel über das Saarland Ende der 1980er und Anfang der 1990er im Hinblick auf die Politik, die Kunst und die Erinnerungskultur. Vor allem aber beweist es immer noch ein hohes Maß an Gegenwärtigkeit: denn es entsteht nur durch das Wort, in dem man darüber spricht.

Die Geschichte des Platzes ist eng verbunden mit der 1989 gegründeten Hochschule der Bildenden Künste Saar. Dorthin berief man den international angesehenen Konzeptkünstler Jochen Gerz als Gastprofessor. In Saarbrücken sollten seine Studierenden anhand der Stichworte „Faschismus“ und „Abwesenheit“ ein Projekt entwickeln. Das begann klein und endete mit 2146 Steinen, auf deren Unterseite die Namen der bis 1933 in Deutschland vorhandenen Jüdischen Friedhöfe eingemeißelt und anschließend auf dem Schlossplatz verlegt wurden. Die Entstehung und die Reaktion der Medien ist einem Dossier im Institut für aktuelle Kunst im Saarland nachzulesen.

Im Auftrag des Historischen Museums Saar erstellte die Autorin Sabine Graf eine Dokumentation mit Interviews der Beteiligten und der Auswertung der Berichterstattung. Dabei galt es, die Legenden von den Fakten zu trennen. So war die Zivilgesellschaft entgegen anderslautender Behauptungen hier nur eingeschränkt gefragt. Das Projekt wurdedaher notwendig diskutiert. Unbestritten ist jedoch, dass das Mahnmal eine wichtige Stelle in der Erinnerungskultur bis heute einnimmt, weil sich darin Konzeptkunst und Gedenken zu einem Format verbanden. Dem folgt die aktuelle Darstellung der Geschichte des Mahnmals.

Regionalverbandsdirektor Peter Gillo sieht im Mahnmal einen wichtigen Beitrag gegen das Vergessen: „Rassismus und Antisemitismus haben in unserer Gesellschaft nichts verloren – sind aber trotzdem da, auch hier bei uns. Deshalb ist es so wichtig, dass wir uns als Gesellschaft mit unserer Vergangenheit befassen. Das Unsichtbare Mahnmal trägt unglaublich viel dazu bei. In unserer Tourist Info im Schloss fragen regelmäßig Menschen, was es damit auf sich hat. Es existiert und wirkt, weil man darüber spricht. Und das seit nunmehr 30 Jahren.“

Museumsdirektor Simon Matzerath betont die enge Verbindung des Mahnmals zum Historischen Museum Saar, denn Jochen Gerz habe in einem Interview 1993 erklärt, dass ihn die in die Ausstellung zur NS-Zeit an der Saar integrierte Gestapozelle mit den Inschriften der Inhaftierten an den Wänden dazu bewogen habe, mit dem Mahnmalprojekt zu beginnen, das Jahre dauern konnte.

Auf der Internetseite des Historischen Museums Saar wird am 23. Mai eine von Fiona Arenz und Christian Dietz, beide Absolventen der Hochschule der Bildenden Künste Saar, entworfene, gezeichnete Mindmap freigeschaltet, die von Saartoto gefördert wurde. Darin wird die Geschichte des Mahnmals erzählt. Sie ergänzt ein Memory, das dieselbe Geschichte auf dem Instagram-Account des Museums spielerisch nachempfindet. Ausschnitte aus der Mindmap werden auch auf der Fassade des Museums zu sehen sein. Zudem wird an dem Jahrestag unter dem Titel „Drei Plätze, ein Ereignis“ eine Führung angeboten. Treffpunkt ist um 17 Uhr vor der Stadtgalerie Saarbrücken. Die Tour führt vom St. Johanner Markt über den Ludwigsplatz zum Schlossplatz.

Foto: Eröffnung des Unsichtbaren Mahnmals am 23.Mai 1993: Der Vorsitzende des Zentralrates der Juden Ignatz Bubis, Prof. Jochen Gerz, Ministerpräsident Oskar Lafontaine, Stadtverbandspräsident Karl-Heinz Trautmann sowie Ludwig Lipsker, Vorsitzender der Synagogengemeinde Saar (v.r.n.l.)

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