Münzgewicht aus Wallerfangen (Vorderseite), Frühes 17. Jh., Messing, Landesdenkmalamt Saarland (Foto: Stiftung Saarländischer Kulturbesitz)
Ein archäologischer Fund – sei er noch so klein und unscheinbar – birgt spannende Informationen in sich, die es durch die Arbeit der Archäologinnen und Archäologen zu entschlüsseln gilt – so auch ein Münzgewicht, das 2020 in Wallerfangen bei durch das saarländische Landesdenkmalamt archäologisch begleiteten Bauarbeiten gefunden wurde. Das eckige, nur 1,4 x 1,4 cm große, 1,5 mm dicke und 2,92 g schwere Messingplättchen trägt ein Münzbild, das zu sog. Klemmergulden, Goldmünzen des Herzogs von Jülich-Geldern aus dem 15./frühen 16. Jh. passt. Die Rückseite verrät allerdings, dass es in einer Antwerpener Werkstatt des frühen 17. Jh. angefertigt wurde – ein Indiz, dass diese Gulden lange Zeit im Umlauf waren und ihren Weg auch in das Wallerfangen der Frühen Neuzeit gefunden haben, das mit der Saar unmittelbar an einen Handelsweg angebunden war.
Münzgewichte wurden zum Gegenwiegen von Goldmünzen verwendet. Münzen in damaliger Zeit wurden noch nicht genormt hergestellt und konnten Abweichungen zeigen, aber sie konnten auch manipuliert werden, in dem man rundum Gold abfeilte. Münzgewichte waren daher wichtige Hilfsmittel von Händlern und Zöllnern. Zur besseren Verständlichkeit wird die Erstpräsentation dieses Neufunds aus saarländischer Erde begleitet von einer Schatulle mit Münz-Feinwaage und weiteren Münzgewichten aus einer Kölner Feinschmiedewerkstatt, sowie von echten Jülich-Gelderner Goldgulden aus dem Münzschatz von Wolfersweiler als passende Gegenstücke –
Sammlungsobjekte aus den Beständen der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz. Die aktuelle Präsentation zeigt einmal mehr, dass die Untersuchung eines kleinen Neufunds und seines Kontextes ermöglicht, das Potential der saarländischen Landessammlungen, die mit ihren breitgefächerten Sammlungsbereichen viele Chancen bieten, zur Forschung und Vermittlung nutzvoll einzusetzen und kulturhistorische Zusammenhänge aufzuzeigen.
Das Ensemble ist nach Aufarbeitung in den Restaurierungswerkstätten des saarländischen Landesdenkmalamtes nun erstmalig öffentlich zu sehen in der Neufundvitrine im Foyer des Museums für Vor- und Frühgeschichte am Saarbrücker Schlossplatz – ergänzt durch eine kurze Digitalpräsentation, die nähere Details zum Fund und den zugehörigen wissenschaftlichen Recherchen erläutert.
Eine Neufundpräsentation der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz und des Landesdenkmalamtes des Saarlandes.
Ort: Museum für Vor- und Frühgeschichte, Schlossplatz 16, 66119 Saarbrücken