Peter Tschaikowskis Pique Dame und Giuseppe Verdis Ernani sowie das Kinder- musiktheater Gold! sind die mit Spannung erwarteten Neuinszenierungen in der 10. Saison von Marcus Bosch in Heidenheim.
PIQUE DAME
Als zentrale Festivaloper 2019 haben die Veranstalter Peter Tschaikowskis vorletztes Bühnenwerk ausgesucht: „,Pique Dame – die ‚russische Carmen‘ – ist eine stimmige wie herausfordernde Wahl, weil in diesem Werk Tschaikowskis rauschhaft-labiler und letztlich immer selbstgefährdender
Lebenszustand erzählt wird. Weltrepertoire, dabei kein Mainstream und eben auch einmal wieder ein Werkdebüt im Heidenheimer Rittersaal. Der Plot von ‚Ernani‘, unserer zweiten Oper 2019, die in unserer Reihe mit den frühen Verdi-Opern auf dem Spielplan stehen wird, findet dagegen sein finales Glück in Vergebung und Versöhnung“, erläutert Matthias Jochner. Die Bühnenhandlung von Pique Dame (Premiere: 5.7.) nach einer Puschkin-Novelle präsentiert sich vordergründig als eine Glücksspieltragödie aus dem zaristischen Russland, entpuppt sich dann aber als zeitlose Parabel über die Frage, ob und wie Glück zu bannen, zu berechnen bzw. zu erzwingen sei. „Die Geschichte atmet große Intensität. Und wir haben es darüber hinaus, was uns zusammen mit den fabelhaften Brünner Choristen sehr zupasskommt, auch mit einer großen Choroper zu tun. Musikalisch ist das Werk ohnehin über jeden Zweifel erhaben“, begeistert sich Marcus Bosch für diese Partitur, die in Heidenheim erstmals zur Aufführung kommt. Also gleich drei gute Gründe, dieses romantische, russische Meisterwerk auf die Bühne zu bringen, auch wenn ihm ein gewisses Popularitätsdefizit anhaften mag: „Wir setzen in Heidenheim lieber auf die Neugier des Publikums“, betont Bosch, „aber auch auf das Vertrauen, das wir uns – hoffentlich – in den vergangenen Jahren erspielt haben.“ Herausragenden Solisten tun das ihre: die Rolle der unglücklich verliebten Lisa wird mit der Schweizer Sopranistin Gabriela Scherer besetzt sein, die soeben erst als Arabella an der Düsseldorfer Rheinoper faszinierte. Und die männliche Hauptpartie des spielsüchtigen Offiziers Hermann gestaltet George Oniani, dessen „fokussierte Tenorstimme“ (Frankfurter Rundschau) den Heidenheimern noch von dem Mascagni-Leoncavalli-Doppelabend 2014 in allerbester Erinnerung sein dürfte. Bei der Inszenierung von Tobias Heyder dirigiert Marcus Bosch das Festspielorchester Stuttgarter Philharmoniker sowie den Festspielchor Tschechischer Philharmonischer Chor Brünn,
„eines der vokalen Spitzenensembles in Europa“.
ERNANI
Auch die Weiterführung der Verdi-Reihe mit der Produktion Ernani (Premiere: 18.7.) fokussiert thematisch auf das flüchtige Momentum des (Liebes-)Glücks – hier in einer mittelalterlichen Konstellation, die historische Umstände aufgreift – bei der sich drei Männer verschiedenen Standes um eine Frau bemühen und dabei auf ganz unterschiedliche Weise scheitern. Damit setzen die Opernfestspiele Heidenheim ihre erfolgreiche Reihe der frühen Verdi-Opern in chronologischer Folge Zug um Zug fort – im Fall von Ernani nun mit jenem Stück, das seinem Schöpfer zum endgültigen Durchbruch verhalf und zu dessen meistgespielten Werken im 19. Jahrhundert zählte. Auch bei dieser Heidenheimer Inszenierung der jungen Regisseurin Jasmina Hadžiahmetović sind die großen Partien einmal mehr mit Stimmvirtuosen der Spitzenklasse besetzt: Donna Elvira wird von der Kanadierin Leah Gordon verkörpert, die soeben von der New York City Opera einen Sonderpreis erhielt und dort demnächst debütieren wird. Marian Pop, der bereits Festengagements an der Wiener Staatsoper und Volksoper vorzuweisen hat, singt die Rolle des Don Carlos. Und mit Sung Kyu Park (als Bandit Ernani), der sein Gesangsdiplom am Mailänder Konservatorium
»Giuseppe Verdi« erwarb, sowie Woong-Jo Choi (Don Ruy Gômez de Silva) sind zwei der gefragtesten Operndarsteller Koreas beteiligt. Die Produktion wird wie ihre Vorgänger Oberto, Un giorno di regno (nominiert für den ICMA) und I Lombardi bei Coviello Classics veröffentlicht, der Mitschnitt durch Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlt.
JUNGE OPER
Bereits traditionell und doch immer wieder neu nimmt Heidenheim 2019 das jugendliche Publikum in den Blick, diesmal mit der Jungen Oper „Gold!“ (Premiere 26.6.), in der Flora Verbrugge (Libretto) und Leonard Evers (Musik) frei nach dem Grimm-Märchen Vom Fischer und seiner Frau eine Fantasiegeschichte über das auf die Bühne bringen, was im Leben wirklich glücklich macht. Und dies ist (Achtung Spoiler!) eben doch nicht die sofortige Erfüllung jedweden Wunsches. Zudem bietet die Musikwerkstatt OH! ein vielfältiges Programm zum Kennenlernen und Ausprobieren für Kinder an.