Wie passt das 20. Jahrhundert mit Fjodor Dostojewskis Erzählung aus dem Jahr 1877? Roman Eich präsentiert dem Publikum des Theaters im Viertel seine integrierte Version.
Das *wahre* Leben und die Traumdimension erscheinen im Bühnenbild (Alina Martinek & Sebastian Franz) visuell klar getrennt. Links die kleine, karge Wohnung; rechts hängende Panele die die Traumwelt beherbergen.
Manuel Franz spielt einen überzeugenden lächerlichen Menschen. Er betritt die Bühne, umhüllt in einem violetten, nebligen Licht und startet seinen Monolog. Er definiert sich als lächerlicher Mensch, für den der Begriff „verrückt“ eine Steigerung darstellen würde. Das Durchleben seines Alltags, seiner Bekanntschaften und seiner Darstellung, scheint ihm immer mehr dazu zu bewegen, von der Welt Abschied zu nehmen und sich umzubringen. Aber warum?
Er fühlt sich lächerlich seit seiner Geburt, aber ohne erkennbaren Grund. Seine eigenbrötlerische Natur, bring ihn dazu, die Schuld den anderen zuzuschieben. Ihn trifft keine Schuld: Er wurde so geboren. Aber ist es wirklich so? Als er, während des Spaziergangs, ein Mädchen trifft, das um Hilfe bittet, flüchtet er vor der Verantwortung, aber erklärt sich selbst, dass er ihr hätte helfen wollen. Es ging allerdings nicht. Roman Eich liefert keine Erklärungen: sein lächerlicher Mensch lebt in einer andauernden Spannung, ist voller Zweifel und ohne Mumm. Er versucht sich zwar, zuweilen, seinem Gewissen zu stellen, aber er kapituliert. Imme rund immer wieder. Quasi, als ob er in einer Endlosschleife gefangen sei, oder besser, sich selbst gefangen hält.
In seinem Traum flüchtet er in eine zweite Erde: dort lernt er ein offenes Volk kennen, und fühlt sich Zuhause. Es dauert aber nicht lange. Seine Unsicherheit, seine brodelnden Gefühle bringen auch diese zweite Erde durcheinander, sodass er, erneut, zum Gespött wird.
Was macht allerdings einen Menschen lächerlich? Wann wird die Grenze zur Lächerlichkeit überschritten? Es sind, alles nur Feinheiten, die von Person zu Person, von Epoche zu Epoche verschieden erscheinen.
Die Werbung, die im Fernsehen läuft, ist im 21. Jahrhundert lächerlich: frauenfeindlich, skurril, dumm. Zur Entstehungszeit war sie aktuell, interessant und lehrreich. Im heutigen Zeitalter wird sie als lahm, langweilig und lächerlich empfunden. Vom lächerlichen Menschen wird sie nur am Rande wahrgenommen, obwohl sie ein Bestandteil seiner Welt, seines Unterbewusstseins ist. Skurril, aber nicht lächerlich, der Barman, (Raimund Widra), Gewissen und Motivierer: Er versucht, mehrmals, den lächerlichen Menschen, aufzurütteln, auf ihn einzureden. Aber alles ist erfolglos, oder doch nicht, da sich der lächerliche Mensch durch einen Kopfschuss umbringt und in seinem Geiste (Traum) in einem befreienden Tanz aufgeht?
Eins ist sicher: lächerlich ist das Leben nicht.
Elisa Cutullè