Auf den großen Konzertpodien ist Christoph König gern gesehener Gast. Er folgt Einladungen nach Japan, den USA und China, trat in jüngster Zeit unter anderem auch hierzulande mit der Sächsischen Staatskapelle seiner Heimatstadt Dresden auf und leitete darüber hinaus das Orchestre de Paris und das Royal Philharmonic Orchestra London. Seit 2010 verbindet ihn als Chefdirigenten mit dem Orchester der Solistes Européens eine äußerst intensive und erfolgreiche Zusammenarbeit, zu deren Markenzeichen intelligent kombinierte Programme, oft unter außermusikalischem Motto, gehören. Und so ist und bleibt Luxemburg für Christoph König, dem von der Presse „tiefe Musikalität und Intelligenz“ bescheinigt wird, ein wichtiger Schwerpunkt seiner Dirigententätigkeit.
„Reise durch das Weltall“ war der Titel des ersten Konzertes – das Orchester der Solistes Européens aus Luxemburg haben die neue Konzertsaison mit einem Auftragswerk des aus ihrer Heimat stammenden Roland Wiltgen begonnen. In „Orbital resonances“ spüren sie dem Weltraum nach, passend ergänzt durch „Die Planeten“ von Gustav Holst und die bekannte „Jupiter“-Sinfonie von Mozart. Damit bleibt das seit 29 Jahren bestehende Ensemble seinem Prinzip der Programmgestaltung treu, bekanntes mit Neuem zu kombinieren oder weniger Bekanntem gegenübergestellt, um diese Kombination mit Enthusiasmus, Esprit und Entdeckergeist bis in die Spitzen ausgelotet und musikalisch erkundet.
Überhaupt steht das Orchester mit seinem unaufhaltsamen Streben nach musikalischer Weiterentwicklung am Anfang einer Reise, die sich wie eine neue Zeitrechnung bereits heute anhand der zahlreichen positiven Resonanz in der Fachpresse im In- und Ausland, anlässlich der vergangenen Konzertsaison und der letzten Einspielung (Beethoven/Méhul bei Rubicon RCD 1020) spür- und messbar ablesen lässt: So zeigen sich Journalisten von Österreich bis Frankreich mit ausführlichen Radiobeiträgen und Rezensionen bei Radio Stephansdom und France Musique einhellig begeistert. In Deutschland stand das Album auf der Longlist 1/2018 des Preises der Deutschen Schallplatten Kritik, das Fono Forum Magazin ist „beeindruckt […]“ von den Möglichkeiten der „souveräne[n] Gestaltung“, dem Spaß und der Freude beim Musizieren dieser
„sträflich unterrepräsentierte Musik“, um dann „die hohe Qualität“ zu loben, „die sich dieser Klangkörper inzwischen angeeignet hat“. Die Sunday Times hält gerade auch den „untrüglichen Sinn für Gestaltung“ des Ensembles und seines Chefdirigenten Christoph König für unwiderstehlich. Sogar bis in die Top 10 der „Top Classical of 2017“ Spotify-Playlist hat sich das Orchester der Solistes Européens mit seiner Einspielung von Étienne-Nicolas Méhuls Sinfonie Nr.1 vorgearbeitet. Mit all diesen Erfolgen ausgestattet sind sie bestens gerüstet für die Zukunft und alle noch unbekannten Weiten, die sich bereits jetzt verheißungsvoll am Horizont zur Saison 19/20 abzeichnen…
Auch auf dem aktuellen Album greift das Orchester auf die bewährte Kombination von Altem und Neuen zurück, allerdings mit der Besonderheit, dass hier beides weitgehend vom selben Komponisten stammt. Das Bekannte ist die große C-Dur-Sinfonie von Franz Schubert – ein Kernwerk der Sinfonik, und zwar ein nicht eben leichtgewichtiges, dessen „himmlische Längen“ (allein der erste Satz umfasst 684 Takte) schon Robert Schumann faszinierten, der es kurz nach der Uraufführung begeistert rezensierte. Schroffe Brüche und gleichzeitig filigrane motivische Figuren sind eine echte Herausforderung für jedes Orchester.
Die „große“ C-Dur-Sinfonie entstand in den Jahren 1825/26 und war die letzte, die Schubert vollendete; in den verbleibenden gut zwei Jahren seines Lebens arbeitete er aber an einer weiteren Sinfonie, die er unvollendet zurückließ. Die umfangreichen Skizzen inspirierten den italienischen Komponisten Luciano Berio über 150 Jahre später zu seiner Komposition „Rendering“. Diese „Wiedergaben“, 1989/90 geschrieben, belassen die von Schubert auskomponierten Passagen weitestgehend im Original und fügen sie mit einer Art „Mörtel“ zusammen, der in der Klangfarbe deutlich kontrastiert. Es ist immer ein durchaus heikles Unternehmen, das Werk eines anderen zu vollenden; in diesem Fall aber überzeugend gelungen, wie der italienische Kritiker Giordano Montecchi meint: „Schuberts Fragmente ermöglichen den Aufstieg zu musikalischen Momenten von schwindelerregender Schönheit, die gleichwohl immer wieder versinken in der Leere dessen, was eben ‚nicht erledigt‘ wurde – und Berio füllt diese Leere mit einer schillernden musikalischen Substanz, aus dem Klang der Celesta gewoben… er trennt die Fragmente und hält sie zur selben Zeit zusammen, ermöglicht ihnen, ihren sinfonischen Zweck zu erfüllen, zu dem sie gedacht waren.“
Dirigent Christoph König und sein Orchester meistern diese Aufgabe jedoch so überzeugend, dass das Magazin Pizzicato eine Supersonic-Auszeichnung vergibt: „Kristallklar und transparent. Christoph König gestaltet die Übergänge in diesem hybriden Werk sehr sensibel; es wirkt, als ob man im Traum zwischen Realität und Fiktion hin und her gleiten würde. Eine sehr eloquente und wunderbar gespielte Aufnahme, die zudem höchste Ansprüche erfüllt.“
Nach der „Reise durch das Weltall“ wird im Oktober wiederum ein Konzert von Naturwissenschaft und Technik inspiriert; allerdings in deutlich kleinerem Maßstab: „Mälzel-Maschinen und das Metronom“ heißt es dann mit Werken von Beethoven, Schumann und seinem Zeitgenossen Anton Felix Schindler, die allesamt die für viele Musiker so wichtige Übungshilfe für ihre Kompositionen verwendeten. Schumann war einer der ersten, der in vielen Werken dezidierte Angaben wie „M.M. (Mälzel-Metronom) Halbe = 63“ notierte; etwa in seinem selten gespielten und erst posthum veröffentlichten Violinkonzert, mit dem Carolin Widmann in Luxemburg als Solistin auf dem Podium stehen wird.
„Klavier in unterschiedlichen Perspektiven“ folgt im November; wiederum stehen Beethovens fünftem Klavierkonzert als großem Kern-Repertoirestück Kompositionen von Peter Maxwell-Davis, Erkki-Sven Tüür und Louise Farrencs “Große Variationen über ein Thema des Grafen von Gallenberg” gegenüber, die Teil einer größeren CD-Produktion mit NAXOS sind. Mit den Gästen dieses Konzertes, Gerhard Oppitz und Jean Muller sind gleich zwei Klavierstars unterschiedlicher Generationen an einem Abend zu erleben.
Albert Hermann Dietrich, den unbekannten dritten Mann im Bunde der Komponisten der „FAE“-Sonate neben Brahms und Schumann, präsentiert ein Konzert im Februar, bevor es im März noch geheimnisvoller wird: Wieder ist mit Martin Stadtfeld ein Starpianist dabei, es wird ein Klavierkonzert geben, das eigentlich keines ist, und der Rest des Programms wird erst gar nicht bekanntgegeben: „Oeuvres-surprises“ lässt die Terminvorschau wissen.
„Zeit und Vergänglichkeit“ markiert im April das Ende der regulären Konzertsaison; der Jahreszeit entsprechend steht Schumanns Frühlingssinfonie auf dem Konzertprogramm, ergänzt durch Joachim Raffs „Ein heißer Tag“ und kontrastiert durch „Frozen in time“ von Avner Dorman aus dem Jahr 2007, bei dem Christoph Sietzen als Solo-Perkussionist Partner des Orchesters sein wird.
Ein ums andere Mal faszinierende Kombinationen also, die den hohen Anspruch des Orchesters der Solistes Européennes und seines Chefdirigenten Christoph König untermauern. Damit ist Luxemburg auch musikalisch mehr denn je eine Reise wert.
26. November 2018 | 20:00 Uhr | Luxemburg | Philharmonie Luxemburg
Solistes Européens, Luxembourg Christoph König, Dirigent Gerhard Oppitz, Piano
Jean Muller, Piano
« Le piano sous différents angles / Das Klavier in unterschiedlichen Perspektiven » Farrenc Ouvertüre in e-Moll op. 23
Davis (1934-2016) / Bach Präludium und Fuge Nr. 4 cis-Moll BWV 849 Farrenc Ouvertüre in Es-Dur op. 24
Tüür Insulata Deserta, für Streichorchester
Farrenc Große Variationen für Klavier und Orchester über ein Thema von Graf Gallenberg op. 25 (Welturaufführung und erste Aufnahme für Naxos)
Beethoven Klavierkonzert op. 73 in Es-Dur «Emperor »
04. Februar 2019 | 20:00 Uhr | Luxemburg | Philharmonie Luxemburg
Solistes Européens, Luxembourg Christoph König, Dirigent
« Le troisième homme – F.A.E. – Nouvelles découvertes I / Der Dritte Mann – F.A.E. – Neuentdeckungen I »
Schumann Genoveva op. 81 – Ouvertüre Dietrich Sinfonie d-Moll op. 20
Brahms Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73
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18. März 2019 | 20:00 Uhr | Luxemburg | Philharmonie Luxemburg
Solistes Européens, Luxembourg Christoph König, Dirigent
Martin Stadtfeld, Piano
« Concert-surprise : Autriche-Hongrie / Überraschungskonzert: Österreich-Ungarn »
Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr. 6 D-Dur op. 61 a (Transkription des Konzertes für Violine und Orchester von Beethoven)
Oeuvres-surprises / Überraschungsprogramm
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29. April 2019 | 20:00 Uhr | Luxemburg | Philharmonie Luxemburg
Solistes Européens, Luxembourg Christoph König, Dirigent Solistes Sietzen, Schlagwerk
« Le temps qui passe – Nouvelles découvertes II / Zeit und Vergänglichkeit – Neuentdeckungen II »
Raff «Ein heißer Tag» (Sinfonie Nr. 9 op. 208, «Im Sommer») Avner Dorman (*1975) Frozen in time
Schumann Sinfonie Nr. 1 B-Dur op. 38 «Frühlingssymphonie»