Motto der Bohemian Company ist „Tretet näher, seht Euch um und folgt uns in die Welt des Theaters, wo alles Schein und doch Wahrheit ist“. Diesem Motto sind sie auch im letzten Stück „Ein Käfig voller Narren“ mehr als treu geblieben. Die Inszenierung von Sandra Klein verleiht der Komödie von Jean Poiret eine neuen Kick, indem sie verschiedene kleine, aktuelle Pointen einarbeitet: Angela Merkel als politische Referenz, Sauerkraut als Basiszutat in allen argentinischen Touristen, oder Andeutungen neuerer Musik, wie *Single Ladies* von Beyoncè von Jakob (Michael Emsinder) kurz angestimmt.
Die Inszenierung bleibt in St. Tropez, aber vom Club bekommen die Zuschauer nichts zu sehen: die ganze Zeit, befindet sich das Publikum im Wohnzimmer von Albin (Markus Bill) und Georg (Gerhard Wagner) und erlebt die radikale Umgestaltung des Raums – als Laurent (Matthias Dietzen) den Besuch der Familie seiner Verlobten, die Dieulafois, ankündigt- mit. Der sonst so eher freudige Raum, mit unerkenntlichen Bildern und Accessoires, mutiert zu einem radikalen Klosterraum nur von einem Kreuz geschmückt.
Alban ist keine Drag Queens, sondern eine Diva die als „Zaza“ im Nachtklub auftritt. Die gemeinen, und nicht sehr intelligenten Angriffe der anderen Künstlerin Mercedes (Dennis Ditten) lassen sie kalt. Sie ist durch und durch eine Diva, weiß was sie will und wie sie es erreicht. Allerdings bringt der Besuch von Laurent, Georgs einzigem Tête-à-Tête mit einer Frau vor 20 Jahren, alles durcheinander. Es ist kein Problem fehlender Lieben, sondern eher die Mitteilung dass Laurent heiraten will, und zwar ausgerechnet Muriel (Ida Morsch), die Tochter eines erzkonservativen Politikers, Eduard Dielafois (Jochen Sauer).
Laurent bittet daraufhin seinen Vater Georg, männlicher zu sein und alle Referenzen auf Homosexualität aus seinem Leben zu verbannen, da er sonst um sein zukünftiges Glück fürchten muss.
George versucht, zuerst Albin zu überreden Urlaub zu machen, aber Albin wittert sofort dass etwas nicht stimmt. Nach anfänglicher Weigerung und tränenreichen Ausbrüchen Albins, kommt es zu dem Entschluss, Albin als Onkel von Laurent auftreten zu lassen. Aber (das passiert letztendlich doch nicht. Da Simone Nadine Fleckinger) zu spät dran ist, wird Albin zur „normalen“ Mutter
Es kommt, wie es kommen musste: die verzweifelten Versuche, ihre eigentliche Identität zu verhüllen, treiben die peinlichen Situationen nur auf die Spitze und die Katastrophen überschlagen sich, als Simone doch noch auftaucht und spontan als Hausmädchen ausgegeben werden muss… und, letztendlich, noch eine Affäre mit dem Hausherrn anfängt ist das Fass am überlaufen. Camille Dieulafoi (Carina Schneider) reagiert empört und entrüstet. Das passt alles nicht ihr Schema.
Gibt es aber ein geregeltes Schema für die Welt und die Beziehungen? Wo sind die Grenzen und wer setzt sie?
Dieses Theaterstück ist nicht nur ein Plädoyer für Toleranz, das in den Jahren, indem die gleichgeschlechtliche Ehe endlich auch in Deutschland geregelt wurde wird und gleichzeitig konservative Kräfte in Europa immer mehr erstarken, aktueller nicht ausfallen könnte.
Und wenn das Witz und Humor passiert umso besser. Es bleibt kein Auge trocken.
Letzte Möglichkeit die Vorstellung zu sehen: 22. April 2018, Schlosstheater Ottweiler, 19:30 Uhr
Elisa Cutullè