Auch 2018, bieten die Dresdner Musikfestpiele ein reiches Programm, und zwar 32 Tage lang. Das Thema dieses Jahres ist „Spiegel“. Mit dabei, dieses Jahr am 26. Mai, auch die Flying Steps mit »Red Bull Flying Bach« Mit ihrer einzigartigen und innovativen Visualisierung von Bachs »Wohltemperiertem Klavier« sprengt die außergewöhnliche Performance die Grenzen zwischen Hoch- und Jugendkultur, was mit einem »ECHO Klassik«-Sonderpreis prämiert wurde. Wie haben mit dem Artistenmanagement gesprochen.
Der gebürtige Berliner, Michael Rosemann, aka Mikel, begann mit zwölf Jahren die unterschiedlichen Bewegungen der Tänzer nachzuahmen, die er in Hip-Hop-Videos sah. Nach der Teilnahme an einem Breakdance-Workshop in einem Berliner Jugendzentrum war Mikel klar, dass er sein Leben dem Tanz widmen wollte. Der Sieg des Red Bull Beat Battles 2005 und 2007 mit den Flying Steps bestärkten diesen Entschluss. Mikel ist seit der ersten Show Mitglied des Ensembles von Red Bull Flying Bach – bis Ende 2014 stand er bei jeder Show auf der Bühne. Zudem widmet sich der Familienvater dem Management der „Flying Steps Academy“ und unterrichtet in ihren Räumen am Berliner Moritzplatz die Nachwuchstalente verschiedenen Alters.
Ein B-Boy im XXI Jahrhundert: Wie entstand die Liebe zum Tanz?
Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen (habe noch zwei ältere Brüder und zwei ältere Schwestern) und irgendwie kam es dazu das im Fernsehen dauernd Musikvideos liefen (MTV usw.). Was ich dann getan habe war die Moves zuhause, im Kinderzimmer, nachzumachen und fleißig zu trainieren. Einen Nachmittag brachte dann ein Freund einen Flyer von einem Breakdance Workshop mit und so beschlossen wir spontan mal dahin zu gehen. Dieses Schulprojekt liefe über 6 Wochen, jeweils am Wochenende und bestand aus Musik, Tanz und Videos. Eigentlich konnte ich danach nicht mehr aufhören.
Machst du sonst noch etwas außer Tanzen?
Das hat ein bisschen mit meinem Hobby tu tun. Als kleiner Junge habe ich sehr gern gezeichnet und habe dann zum Graffiti gewechselt. Ich habe nie aufgehört zu malen. Nach der Schule musste ich eine Ausbildung machen (auch um meine Familie zufriedenzustellen, da sie wollten dass ich einen „anständigen Beruf lerne“) und habe mich für Textildruck entschieden. Das kommt mir heute zu Nutze, da ich für den ganzen Merchandise Bereich der Flying Steps zuständig bin.
Du bist schon einige Zeit die Flying Steps dabei…
Ja, so ziemlich lange schon. Ich habe den Vartan und den Amigo 1991 im Umfeld der Breakdance kennengelernt. Die Flying Steps wurden dann 1993 gegründet. Um diese Zeit habe ich angefangen mit den verschiedenen Tänzern der Gruppe zu trainieren und zusammen zu Meisterschaften zu fahren. Ein Jahr später fragte mich Amigo, einer der Tänzer, ob ich nicht auch Lust hätte zu den Flying Steps zu kommen. Für mich war das natürlich eine große Ehre: ich musste nicht lange nachdenken.
Kannst du uns verraten was die Flying Steps so besonders macht?
In erster Linie würde ich sagen dass die Chemie in der Gruppe stimmt und wir uns als Freunde sehen und empfinden. Das ist sehr wichtig: wenn es nicht so sein würde, wären wir wahrscheinlich schon auseinander gegangen, wie es schon bei verschiedenen Gruppen vorgekommen ist. Bei uns liegt Familie und Freundschaft einfach an erster Stelle.
Was uns als Gruppe wiederum besonders macht, ist dass wir versucht haben immer einen Schritt vorauszudenken: eine „normale“ Breakdance-Show war einfach nicht genug für uns. Wir haben schon ganz viele verschiedene Shows kreiert. Einmal, da gab es ein wichtiges Basketball-Event in Deutschland und die Organisatoren wollten noch einen Show-Act mit einbauen. Wir haben sie darum gebeten uns ein paar Basketbälle zu schicken. Das haben die nicht so richtig verstanden am Anfang. Als sie dann die Breakdance-show gesehen haben die wir uns ausgedacht haben, in der wir mit den Basketbällen performt haben, wurde ihnen schon einiges klarer. Der Überraschungseffekt war so genial, dass wir seit damals beschlossen haben dass wir mit unseren Shows unsere Fans immer überraschen wollen.
Eure Show „Red Bull Flying Bach“…
… wurde zum ersten Mal 2010 in Berlin gespielt. Etwas später, 2011, wurden wir dann zu Bachfestivals eingeladen und machten unsere Deutschlandtour. Die kam so gut an und war ständig ausverkauft so dass wir zusammen mit Red Bull gedacht haben die Tour auch ins Ausland zu bringen. Zuerst wurde das in Europa organisiert, aber noch bevor wir mit der Tour zu Ende waren, kamen schon weitere Anfragen rein so dass aus der Europa-Tournee eine Welt-Tournee wurde. Das hat uns bis Ende letzten Jahres in Anspruch genommen. In der Zwischenzeit bekamen wir immer wieder Anfragen aus Deutschland so dass wir beschlossen haben dieses Jahr von April bis Oktober wieder auf Deutschlandtour zu gehen. Aber so richtig hört es nicht auf weil da noch ein paar Europa-Termine dazugekommen sind.
Von Seiten der Tänzer, mich inbegriffen, war es eine große Herausforderung die Musik zu verstehen, weil das einfach nicht unsere Musik war. Als Hagel uns die verschiedenen Stücke von Bach vorgespielt hat, fielen uns bei einigen spontan Choreographien ein, während es für andere einfach unmöglich war. als wir aber dann die Musik besser verstanden hatten (und fühlen konnten) hat es einfach nur Spaß gemacht die Choreographien zu bauen.
Und sogar nach über 400 Shows habe ich die Musik immer noch nicht satt.
Andere Länder- andere Sitten. Wie war das Publikum in den verschiedenen Ländern?
Das Publikum dass am besten auf unsere Show reagiert hat war, natürlich, dass aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ich denke wahrscheinlich auch aus dem Grund, dass das Kulturgut sehr nahe liegt und es in diesen 3 Ländern sehr viele begeisterte Klassikfans gibt. Letztes Jahr waren wir in Chicago und, wie man ahnen kann, auch sehr nervös im Land des Hip-Hops aufzutreten. Letztendlich ist aber alles sehr gut gelaufen, da unsere 6 Shows komplett ausverkauft waren und das Publikum komplett von uns eingenommen war.
Als wir in Wien im Burgtheater aufgetreten sind, war es für uns sehr besonders, quasi ein Ritterschlag in diesem Tempel der Klassik mit einer Breakdance Show auf der Bühne zu sein.
Ein etwas „schwieriges“ Publikum war, u.a., das im Katar, da dort die Klassik nicht so verbreitet ist. Es war eine Herausforderung die Besonderheit unsere Show rüberzubringen.
Vieles hängt auch vor der Kultur des Landes generell ab: manchmal haben wir Leute die mitten in der Show ausrasten und voll mit dabei sind, während andere da Ende der Show abwarten um zu applaudieren. Wir hatten, bis jetzt, so zirka 300.000 Zuschauer und haben es immer geschafft sie zu begeistern.
Welche Bühne ist besonders?
Wenn wir in Berlin auftreten wo unsere Familien leben. Da setzt man sich selbst anderen Erwartungen wenn man weiß dass Familie, Frau und Kinder im Publikum sitzen: man will sie einfach nicht enttäuschen.
Es gibt relativ viele amerikanische Tanzfilme, auch einige über B-Boys. Was denkt ihr als Profis darüber?
Vor 2 Jahren gab es den Film „Battle of the Year“. Dieser Film ist, nach unserer Meinung ein sehr gelungener, weil sie gute Tänzer engagiert hatten und der Film wirklich ums tanzen geht und nicht, wie in vielen anderen Filmen, um eine Liebesgeschichte die mit ein paar Tanzschritten umrahmt wird.
Tanz Akademie- der erste Schritt um ein Flying Steps zu werden?
Dafür gibt es natürlich kein Haus-Rezept. Wichtig ist dass man sehr viel trainiert, viel Disziplin mitbringt und wirklich bereit sein muss viel an sich selbst zu arbeiten, und das viele Jahre lang. Von den vielen Schülern die wir in unserer Akademie hatten, haben es schon auch einige in unsere Crew geschafft.
Elisa Cutullè