KABARETTIST “ALFONS”: Emmanuel Peterfalvi erhielt das Bundesverdienstkreuz

 

Foto: Eyk Friebe

Der deutsch-französische Kabarettist Emmanuel Peterfalvi wurde im November für sein “herausragendes Engagement für die Völkerverständigung” mit dem Verdienstkreuz am Bande geehrt. Peterfalvi, besser bekannt durch seine stets mit orange-blauer Trainingsjacke und Puschelmikrofon auftretende Kunstfigur “Alfons”, erhielt die Auszeichnung  im Hamburger Rathaus. Überreicht wurde das Verdienstkreuz von Staatsrat Christoph Holstein.


Alfons sei ein wichtiger Botschafter für Toleranz und Humanität, heißt es in der offiziellen Begründung. Über seine Tätigkeit als Kabarettist hinaus setze sich Emmanuel Peterfalvi seit Jahren für die deutsch-französische Verständigung und den europäischen Gedanken an sich ein. “Gerade in der gegenwärtigen Lage, in der die europäische Integration inneren und äußeren Angriffen ausgesetzt ist, ist diese Arbeit von sehr großem Wert”, so der offizielle Wortlaut.

Emmanuel Peterfalvi:
“Ich kann mich noch gut an meine Ankunft in Deutschland erinnern: Es war der 20. Oktober 1991, Sonntag früh, als der Nachtzug aus Paris am Hamburger Hauptbahnhof ankam. Ich habe mir damals überhaupt nichts von Deutschland erwartet, am allerwenigsten eine Auszeichnung: 16 Monate Ersatzdienst absitzen, dann schnell zurück nach Paris – das war der Plan. Und ich hielt es für einen äußerst dummen Zufall, dass es mich ausgerechnet nach Deutschland verschlagen hatte. Heute weiß ich: Es war ein großes, unerwartetes Glück.
Meine Großmutter hat Auschwitz überlebt, und als Kind konnte ich überhaupt nicht verstehen, warum sie die Deutschen nicht aus tiefstem Herzen hasste. Ich sagte zu ihr, Grand-Mère, nach allem, was Du erlebt hast, musst Du die Deutschen doch hassen! Aber sie sagte, nein, ich hasse die Deutschen nicht. Ich will die Deutschen nicht hassen, ich will überhaupt niemanden hassen – das Einzige, was ich will, ist, dass so etwas nie wieder passiert.
Ich glaube, wir sollten uns immer wieder klarmachen, dass wir momentan in einer historischen Ausnahmesituation leben – und zwar in einer stabilen und schönen: Nach Jahrhunderten voller Kriege hatte die Generation vor uns offensichtlich keine Lust mehr auf diese dauerhafte Feindseligkeit und machte uns, der nachfolgenden Generation, ein wunderbares Geschenk: ein friedliches Europa. Aber es ist ein sehr zerbrechliches Geschenk. Und unsere Generation steht jetzt vor der Frage: Wie wollen wir mit diesem Geschenk umgehen? Passen wir gut darauf auf – oder geben wir nur noch Scherben weiter?

Ich fühle tiefe Freude über diese Auszeichnung. Und manchmal frage ich mich, ob es wirklich einfach nur ein glücklicher Zufall war, der mich vor dreißig Jahren nach Deutschland brachte – oder ob ich hier vielleicht etwas zu tun habe: Die Menschen zum Nachdenken zu bringen, auf meine eigene Weise, mit orangefarbener Jacke und Puschelmikrofon.”

Emmanuel Peterfalvi, 54, wurde in Paris geboren und lebt seit 1991 in Hamburg. 2017 erhielt er von Olaf Scholz, dem damaligen Bürgermeister der Hansestadt, seine Einbürgerungsurkunde, und besitzt seitdem die doppelte Staatsbürgerschaft. Peterfalvis Kunstfigur Alfons wurde durch ihre charakteristischen Straßenumfragen in Sendungen wie “Extra3” oder “Puschel TV” bekannt und entwickelte sich als Reporter und Geschichtenerzähler zu einem menschlichen Seismographen für deutsche, französische und europäische Befindlichkeiten. Aktuell ist Alfons regelmäßig in seiner eigenen TV-Show “Alfons und Gäste” (SR) sowie in drei abendfüllenden Bühnenstücken zu sehen, zu hören ist er unter anderem als Gastgeber des renommierten „SR Gesellschaftsabends“. Vor kurzem hat Peterfalvi zudem mit “Alfons – Le Freundeskreis” auf Patreon eine eigene Online-Plattform für Alfons-Freunde geschaffen. Emmanuel Peterfalvi wurde für sein Wirken mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter der Bayrische Kabarettpreis und der Deutsche Kleinkunstpreis. Zuletzt überreichte ihm der Ministerpräsident des Saarlands, Tobias Hans, den deutsch-französischen Freundschaftspreis der HomBuch 2021.

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