Lange hat er sich Zeit gelassen für seine Auftritte in Deutschland. Umso enthusiastischer wurde Javier Perianes in der zu Ende gehenden Saison bei seinen Debüts in Hamburg, München und Berlin gefeiert: Einen „Zauber an feinen Tempo- und Farbnuancen“ bescheinigt das Hamburger Abendblatt dem spanischen Pianisten und freut sich schon auf ein Wiederhören. Bereits im Sommer ist Perianes wieder im deutschsprachigen Raum unterwegs: In Frankfurt, Wiesbaden und Bregenz will er auch das anspruchsvolle Festspielpublikum mit der unglaublichen Vielfalt seines pianistischen Ausdrucks begeistern.
Dass Javier Perianes die populären „Nächte in spanischen Gärten“ seines Landsmanns Manuel de Falla im Gepäck hat, ist keineswegs untypisch für den gebürtigen Andalusier, der seine klug zusammengestellten Programme Jahre im Voraus plant. Wenn aber, wie am 24. August 2017 auf der Weseler Werft in Frankfurt, mit Pablo Heras-Casado ein weiterer spanischer Feingeist am Pult des famosen HR Sinfonieorchesters steht, darf man bereits zur Saisoneröffnung einen einmaligen Höhepunkt erwarten – und das bei freiem Eintritt! Das „Europa Open Air“ veranstaltet der Hessische Rundfunk gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank. De Fallas flirrende, duftende und sehnsuchtsvolle Musik wird von weiteren spanischen und spanisch inspirierten Werken umrahmt – das ideale Programm für einen lauen Sommerabend und der perfekte Einstieg in die neue Spielzeit!
Die „Nächte in spanischen Gärten“ sind natürlich ein Paradestück für Javier Perianes. Seine Einspielung mit dem BBC Symphony Orchestra und Josep Pons erhielt neben etlichen fulminanten Besprechungen auch eine Nominierung für den Latin Grammy. Bevor er sich aber diesem Publikumsrenner zuwandte, standen andere Spanier im Zentrum seiner Aufmerksamkeit. Und so verdanken wir der Neugier des entdeckungsfreudigen Künstlers Einblicke in das Werk von Manuel Blasco de Nebra, Federico Mompou oder Olallo Morales – Namen, die auch Kennern der Klaviermusik nicht unbedingt leicht von den Lippen fließen.
Bereits vier Wochen vorher, am 24. Juli 2017, ist Javier Perianes bei den Bregenzer Festspielen zu Gast. Mit den Wiener Symphonikern unter der Leitung von Antonio Méndez spielt er das Klavierkonzert in G-Dur von Maurice Ravel und, vor der Pause, noch einmal „Nächte in spanischen Gärten“.
Den leichten Weg hat Javier Perianes in seiner bisherigen Bühnenkarriere nie gesucht. Und auch die marktkonforme Festlegung auf ein rein spanisches Fach hat Javier Perianes stets abgelehnt, auch wenn ihm die Musik seiner Heimat natürlich sehr am Herzen liegt. In Wiesbaden steht deshalb am 26. Juli 2017 Mozarts A-Dur-Klavierkonzert auf dem Programm. James Feddeck leitet das Orchestre National de Belgique, das auf Einladung der Burghofspiele Rheingau in der Landeshauptstadt zu Gast ist.
Dass Perianes auch mit den mitteleuropäischen Klassikern etwas zu sagen hat, belegt eindrucksvoll seine aktuelle CD-Einspielung bei harmonia mundi. Mit den beiden Sonaten B-Dur D 960 und A-Dur D 664 von Franz Schubert breitet der inzwischen 38jährige Pianist einen ganzen Kosmos von Ausdruck und Emotion aus. Schon wenn nach wenigen Takten der bedrohlich-düstere Basstriller das anfängliche pastorale B-Dur-Idyll als trügerisch entlarvt, hat Perianes seine Zuhörer in einen „betörenden Bann“ gezogen, wie der Rezensent von niusic.de treffend bemerkt. Dass das Düstere keineswegs so eindeutig düster ist und auch das vermeintlich lichte A-Dur nicht uneingeschränkt heiter, macht die besondere Faszination dieser Aufnahme aus. „Schubert mit voller emotionaler Bandbreite“ titelt pizzicato aus Luxemburg; besser kann man Perianes‘ Schubert-Interpretation nicht charakterisieren.