(c) Carsten Dapper
Bodo Wartke ist ein Alleskönner: Gentleman-Entertainer am Flügel, Chansonnier, virtuoser Pianist, wandlungsfähiger Schauspieler und charmanter Conférencier. Wir haben mit ihm über Literatur und Kunst sinniert.
Wie würdest du dich mit 3 Worten beschreiben?
3 Worte reichen definitiv dafür nicht aus, aber ich will es trotzdem mal versuchen: Musikkabarettist, Schauspieler und Swing-Tänzer. Es kommt aber auch noch soviel anderes hinzu. Man kann mich nicht so in eine Schachtel stecken: man braucht eher eine Kommode. Andererseits könnte man mich gut mit nur einem Wort beschreiben: Entertainer.
Woher kommt dieser Drang vielseitig zu sein? Ist es die Lust neue Aspekte zu erkunden, sich auf die Probe zu stellen, oder…?
Es hat nicht viel mit auf die Probe zu stellen zu tun, eher mit Lust auf neue Sachen zu experimentieren und zu entdecken; zu sehen wohin mich diese neuen Dinge bringen. Ich habe einfach Lust Sachen auszuprobieren ohne zu sehr darüber zu sinnieren wie sich das entwickeln wird. Anders gesagt: ich mag es neuen Ufern entgegen zu schwimmen.
In Schleswig-Holstein geboren und aufgewachsen, lebst aber jetzt in Berlin. Welche Erinnerungen hast du an deine Heimatregion? Und welchen Bezug zu Figuren wie Thomas und Heinrich Mann, Erich Mühsam, oder den noch lebenden Günter Grass?
Ich bin in Bad Schwartau geboren und bin dort aufgewachsen, aber ich war auch mehrmals in Lübeck. Ich habe bisher noch nicht darüber nachgedacht über die drei etwas zu machen aber ich könnte es mir durchaus vorstellen.
Was ich sehr gerne mache, ist mir selber Sachen ausdenken und diese, wie in König Ödipus, meinem Solotheaterstück, mit Zitaten zu spicken: Goethe, Schiller, Blues Brother und Star Wars…es kommt alles Mögliche dabei heraus.
Bisher, muss ich zugeben, habe ich mich auch nicht so richtig mit den Drei beschäftigt und, leider, weder zu, die Buddenbrooks noch den Zauberberg gelesen. Aber es gibt ja immer noch Zeit.
Über etwas mit oder über Günter Grass habe ich auch noch gar nicht nachgedacht. Für mich ist es wichtig dass das Geschriebene auch auf der Bühne performt werden kann. Wenn ich ein Theaterstück geschrieben habe, ist es für mich nicht getan: das Stück muss auch rübergebracht werden. Es ist quasi als ob es dann erst richtig anfängt. Ich kenne Günter Grass nicht persönlich, aber ich vermute dass Herr Grass einen anderen Bezug zu seinen schriftstellerischen Tätigkeiten hat.
Singen: Du bist zusammen mit den Wise Guys und mit Viva Voce aufgetreten, beide deutsche A-Capella Gruppen. Was ist für dich der Unterschied zwischen A-Capella und instrumentierte Lieder?
Es ist immer interessant, eine Bereicherung, mit anderen Leuten aufzutreten. Gemeinsam kann man andere Erfolge und Ergebnisse erzielen. Es entstehen sehr beglückende Energiesymbiosen: sei es mit A-Capella Künstlern oder mit Orchester (wie in meinem letzten Programm). Das heißt allerdings nicht dass Soloauftritte langweilig sind oder zu nichts bringen: es heißt nur dass wenn andere Leute auf der Bühne sind, die mit einem zusammenarbeiten, es einfach mehr gibt.
Ist es komplizierter wenn man mit anderen Künstlern zusammenarbeitet?
Wenn ich alleine auf der Bühne bin habe ich das Timing in der Hand und kann selbst entscheiden wo und wann ich Pausen und Verzögerungen mache. Mit dem Orchester müssen das 16 Leute gleichzeitig tun und das ist sehr probenintensiv. Aber wenn es klappt, wenn 16 leute wie ein Organismus gemeinsam atmen, ein Ganzes sind ist es eben total fantastisch.
Es gab eine Situation in der ich den Text vergessen hatte. Das Orchester hat weitergespielt und hat es geschafft wieder einzusetzen als mir der Text dann wieder einfiel. Es wurde nichts abgebrochen: wir haben einfach weitergespielt. Das sorgte für sehr viel spontane Situationskomik. Fehler sind nicht unbedingt ein Fiasko, unter Umständen können diese die Gelegenheit für spontane Komik werden, die andernfalls nicht entstanden wäre. Fehler sind Freunde und Bereicherungen. Der Auftritt wird witziger dadurch dass ich Fehler mache, da es spontaner und menschlicher wirkt.
Gibt es ein Lieblings-Stück aus dem letzten Programm?
Ich mag alle Stücke gern, sonst würde ich sie ja nicht im Programm aufnehmen. Es gibt Stücke, allerdings, die einen besonderen Reiz haben, weil sie eigentlich für eine Orchesterbegleitung gedacht waren und die natürlich deutlich dazugewinnen. Das Stück “Avec Plaisir” habe ich eigentlich für Orchester geschrieben. Es klingt auch so richtig nach Tanzpalastorchester aus den 20er Jahren. Das ist eine Klangkarakteristick die ich mit dem Klavier andeuten kann, die aber mit dem Orchester einfach besser zur Geltung kommt.
“Architektur in Deutschland” klingt eher wie eine Polizeikappelle und das passt auch dazu. Es klingt so anders, aber wie ich es eben gern gespielt hätte.
1998 warst du im Saarland und hast, bei der St. Ingberter Pfanne den 1. Preis gewonnen? War das dein erstes Mal im Saarland?
Wenn ich mich richtig erinnere ja. Ich meine schon dass das das erste Mal im Saarland war und es war auch der erste Preis den ich gewonnen habe. Es hat mir alles sehr viel Spaß gemacht (ich wurde auch ganz toll betreut). Ich denke das hängt auch damit zusammen das sich gar nicht damit gerechnet habe: ich war so aufgeregt damals, auch weil ich noch gar nicht gedacht hatte dass es möglich wäre Kabarett beruflich zu machen! Es war quasi ein früher Ritterschlag. Auch an die Auftritte die ich danach im Saarpfalz Kreis hatte sind mit positiven Erinnerungen verbunden. Ich kehre immer wieder gerne an die Orte des positiven Geschehens zurück.
Elisa Cutullè