Snow White Blood: Die (nicht nur) winterliche Hoffnung

Photo: EULENHERZ ARTWORK            

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Snow White Blood sind mit “Hope Springs Eternal” zurück und entführen die Zuhörer in eine Märchenwelt, voller Hoffnung und Licht. Rechtzeitig und aktuell in diesem harten Winter: Sonne, Sterne, Liebe, Zugehörigkeit. Symphonic Metal für eine märchenhafte, geflügelte Hoffnung.

Das erzählten uns  die Mitglieder von Snow White Blood: Ulli Perhonen (Vocals & Orchester) – Christian Weber (Gitarre) – Thomas Schmitt (Bass) – Max Rudolph (Drums).

 

Es sind seit “Once Upon A Fearytale“ ganze vier Jahre vergangen. Was hat sich seitdem verändert? Wie habt ihr euch verändert?

Chris: Bei uns hat sich privat, beruflich und in der Besetzung in der Zwischenzeit einiges verändert. Daher mussten wir uns beispielsweise im Songwriting komplett neu strukturieren. Auch das Orchester wollte geschrieben werden, was Ulli seit diesem Album übernimmt.

Ulli: Genau, das brauchte mehrere Jahre zur Einarbeitung, daher ging da einige Zeit ins Land. Außerdem sind unsere Songstrukturen komplexer und vielschichtiger geworden und wir versuchen, die Märchentexte durch unsere Musik stimmungsvoll zum Leben zu erwecken – Storytelling eben.

 

Welcher rote Faden bringt von der Angst (fear) zur Hoffnung (hope)?

Ulli: Grundsätzlich ist unser Konzept, die zauberhafte Märchenwelt mit Symphonic Metal zu verbinden. Darüber hinaus hat es sich im Laufe des Songwritings so ergeben, dass wir eine Art Überthema oder Leitmotiv verwoben haben.

Thomas: Der rote Faden sind also diese Emotionen – wie auf der EP die Angst und bei dem neuen Album die Hoffnung – die sich in vielfältiger Weise durch die ganze Platte ziehen und alle Songs miteinander verbinden.

 

Welchen Meilenstein stellt das neue Album „Hope Springs Eternal“ in eurer musikalischen Karriere dar?

Max: “Hope Springs Eternal” ist unser Debütalbum. In diesem Album steckt einfach wahnsinnig viel Zeit, Energie und Herzblut.

Ulli: Das stimmt wohl. Wir haben lange gewerkelt und alles bis ins kleinste Detail ausgearbeitet. Das bedeutete auch, dass viele Lebensbereiche über längere Phasen ganz schön dafür zurückstecken mussten – aber nun ist es endlich fertig und wir halten das Album überglücklich in Händen.
Chris: Und das Feedback der Fans ist ziemlich überwältigend. Wir hatten für die CD ein Crowdfunding gestartet, das heißt die Leute saßen seit gut einem Jahr auf glühenden Kohlen und warteten auf die Veröffentlichung. Nun ist es endlich da und es ist wundervoll, dass so viele Leute ihr positives Feedback rückmelden. Das macht uns einfach total glücklich!

 

2020 und Hoffnung: Wie passt das zusammen?

Thomas: Wir hatten die Hoffnung, dass wir 2020 ein Album mit guten Songs veröffentlichen können, die Hoffnung, alles bezahlen zu können, ein Label zu finden und trotz einiger Überraschungen und Rückschläge nicht aufzugeben, sondern dranzubleiben.

Chris: Wie alle anderen Künstler*innen hatten wir 2020 natürlich auch mit den Pandemie-Entwicklungen zu kämpfen, sodass wir uns auch da an die Hoffnung hielten, dass wir es schon irgendwie hinkriegen werden. Und tatsächlich konnten wir am 13.11.2020 endlich unser Werk veröffentlichen. Wir hoffen, dass es den Fans Hoffnung in die aktuellen dunklen Stunden bringen kann. Wann, wenn nicht 2020 können wir alle ein wenig Hoffnung auf bessere Zeiten gebrauchen.

 

Habt ihr, eurer Meinung nach, zu wenig oder zu viel Zeit für das neue Album gebraucht? Warum?

Max: Es war eine längere Zeitspanne zwischen EP und Album. Hätten wir uns jedoch weniger Zeit gegeben, hätten wir unserem eigenen Qualitätsanspruch nicht gerecht werden können.

Ulli: Genau. Da war ja, wie vorhin erwähnt, die längere Einarbeitung, und dann müssen unsere Songs eben einfach lange reifen und immer wieder verfeinert werden. So können wir übers ganze Album hinweg die Spannung halten und eine Vielfalt an musikalischen Facetten zeigen.

Chris: Wir sind aber guter Dinge, dass die nächste Veröffentlichung nicht ganz so lange auf sich warten lassen wird. (grinst)

Was fasziniert euch so an Märchen? Warum sind Märchen (nicht) nur für Kinder?

Thomas: Märchen kann man immer metaphorisch lesen und man kann auch häufig Analogien zur heutigen Zeit ziehen. So sind auch all unsere Songs zu verstehen: Es gibt zum einen die Märchenebene, aber die eigentliche Message liegt tiefer.
Ulli: Das selbst verfasste Märchen “The Court Jester” erzählt zum Beispiel von einem Hofnarren, der immer die Wahrheit erzählt. Irgendwann sieht das Volk, wie die Sonne sich verdunkelt und glaubt, dass es von höheren Mächten bestraft wird. Die wirkliche Erklärung will den Hofnarren keiner aussprechen lassen, und so wird er vom Hofe verbannt. Was das zwischen den Zeilen heißt, kann dann jeder für sich selbst herauslesen.

 

Wie entsteht eure musikalische Atmosphäre zu den Märchen? Inwiefern unterstützt oder verändert ihr die Stimmung der Geschichte?

Chris: Das kommt ganz darauf an, ob zuerst die Lyrics oder die Musikideen stehen. Bei “Drop A Stitch” stand beispielsweise zuerst das Gitarrenriffing.
Ulli: Genau, und weil das so roh und schon fast trotzig klang, habe ich mir beim Texten überlegt, welches Märchen bzw. welcher Märchencharakter dazu passen könnte. Ich landete schlussendlich bei der Pechmarie aus dem Märchen “Frau Holle” und habe überlegt, wie die Geschichte aus ihrer Perspektive klingen könnte: Nämlich, dass sie nicht einfach nur faul ist, sondern grundsätzlich infrage stellt, warum sie die Hausarbeiten verrichten muss – Frau Holle erwartet das von ihr, weil man das als braves Mädchen so macht. Das kritisiert sie scharf.

Thomas: Und so versuchen wir eben immer, einen neuen tiefgründigen Blick auf die Märchen zu werfen und nicht einfach nur etwas nachzuerzählen.

Max: Generell hast du schon richtig erkannt, dass uns die Atmosphäre und Stimmung in den Songs sehr wichtig ist. Das ganze Songwriting orientiert sich vermehrt daran, wie die Lyrics sich entwickeln: Passt gerade vom Storytelling her kein Chorus, dann kommt eben auch keiner, sondern es geht mit einer zweiten Strophe weiter.

Ulli: Und wird es textlich dramatisch, zieht sich das von Gesang über die Bandinstrumente hin zum Orchester unterstützend durch. Das kann man zum Beispiel bei “Rising Of The Sun” sehr gut hören. Ich nutze beim Orchestrieren auch gerne musiktheoretisches Hintergrundwissen. Für viele als trocken verschrien, finde ich das als Hilfsmittel allerdings sehr mächtig. Mal auf ein ganz einfaches Beispiel runtergebrochen: Wenn man weiß, dass Dur fröhlich und Moll traurig klingt, kann man mit diesen Klangfarben Bilder malen. Und so hat sich da mittlerweile eine “Stimmungspalette” entwickelt, die wir in unseren Songs nutzen können.

 

Habt ihr als Kinder Märchen gelesen? Welches war euer Lieblingsmärchen?

Thomas: Das Märchen vom Fischer und seiner Frau ist mein Lieblingsmärchen. Die Frau ist in diesem Märchen nie zufrieden und will immer mehr, um am Ende nichts zu haben. Das ist ein Spiegel der Gesellschaft, für die es heute nur noch ein Höher, Schneller, Weiter, Besser gibt.

Ulli: Eins meiner Lieblingsmärchen ist das Märchen der sieben Raben. Es gibt da eine tschechische Verfilmung von 1993, die ich als Kind einfach geliebt habe und auch heute noch sehr mag. Tatsächlich gibt es auch eine neuere von 2015, die ich beim Durchzappen durch Zufall gesehen habe – zuerst war ich skeptisch, dann aber auch begeistert. Ich kann beide Versionen empfehlen!
Max:
Bei mir sind’s die Bremer Stadtmusikanten.
Chris:
Ich mochte als Kind am liebsten den Struwwelpeter.

 

Werdet ihr jemals aus dem Märchenalter raus sein?
Max:
Na ja, also wir haben mit Snow White Blood ja noch einiges an Märchen zu erzählen … (grinst)

 

Wie wird euer zukünftiges Märchen aussehen?

Thomas: Wenn wir das Märchen selbst schreiben könnten, so würden wir noch mehr Leuten da draußen unsere Märchenwelt zeigen und nächstes Jahr die großen Festivalbühnen rocken.

Chris: In diesem Sinne: Enter the fairytale!

 

 

 

Elisa Cutullè

 

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