Neuerwerbung für die Moderne Galerie des Saarlandmuseums

Dank der großzügigen Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, des Sparkassen-Kulturfonds des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, des Sparkassenverbandes Saar sowie der Staatskanzlei des Saarlandes ist es gelungen, für die Moderne Galerie des Saarlandmuseums ein frühes Gemälde von Willi Baumeister zu sichern. Es handelt sich um den bedeutendsten Zugewinn im Segment Klassische Moderne seit der Erwerbung des Bildes „Der Zecher“ (1921) von Christian Rohlfs im Jahr 2009. Das 1923 geschaffene Gemälde „Skizze zu Figurenbild (Der Maler)“ vertritt eindrucksvoll das Frühwerk Baumeisters, das eng mit dem Gedankengut des Weimarer Bauhauses verflochten ist. Diesen herausragenden Neuzugang im Bauhaus-Jahr 2019 vorstellen zu können, ist ein besonderer Glücksfall.

 

Willi Baumeister (1889-1955) gilt international als einer der anerkanntesten deutschen Künstler der Moderne. Zeitlebens verband ihn eine enge Freundschaft mit Oskar Schlemmer, einem der wichtigsten Protagonisten des Bauhauses. Schon kurz nach dem Ersten Weltkrieg gelang es Baumeister als einem der wenigen Kulturschaffenden aus Deutschland, Anerkennung in Pariser Künstlerkreisen zu finden. Seine Freundschaften etwa mit Le Corbusier oder Fernand Léger und seine Mitgliedschaften in französischen Künstlergruppen spielten eine maßgebliche Rolle für die Verbreitung der Ideen des Bauhauses in Frankreich wie in ganz Europa. Nach dem Zweiten Weltkrieg wusste Baumeister wie kein anderer Künstler Brücken zu den Avantgarden der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts zu schlagen. Damit trug er wesentlich zum kulturellen Neubeginn und zur Anerkennung der abstrakten Kunst bei.

 

Bislang besaß die Moderne Galerie fast ausschließlich Arbeiten aus dem reiferen, informellen Schaffen Baumeisters. „Skizze zu Figurenbild (Der Maler)“ gehört hingegen zur Gruppe der frühen „Mauerbilder“ ab 1919. Hier ist die abstrahierende Wiedergabe einer menschlichen Figur mit einem konstruktivistischen Bildbau verschränkt. Baumeister nutzt nur wenige subtil abgestufte Farben, die er durch eine Sandbeimischung auf raffinierte Weise belebt. Das Bild repräsentiert das Ideal eines „anthropozentrischen Konstruktivismus“, das auch Oskar Schlemmer in jenen Jahren intensiv auslotete. Zu dessen Werk „Blaue Frauengruppe“ (1931), das seit 1957 zu den Höhepunkten der Modernen Galerie zählt, bildet Baumeisters Bild folgerichtig ein ideales Pendant. Auch mit den übrigen Hauptwerken aus dem Kontext des Bauhauses, etwa den Gemälden Lyonel Feiningers oder László Moholy-Nagys, tritt es in fruchtbare Dialoge. Unverkennbar konnte mit der Erwerbung eine empfindliche Lücke in der Sammlung des Museums geschlossen werden.

 

Statements zur Erwerbung:

 

Tobias Hans, Ministerpräsident des Saarlandes
„Mit dem Erwerb von Willi Baumeisters ‚Skizze zu Figurenbild (Der Maler)‘ wird die Sammlung der Modernen Galerie um ein weiteres wertvolles Kunstwerk reicher. Willi Baumeister gehört zu den wichtigsten deutschen Künstlern der Avantgarde und der abstrakten Malerei. Aktuell besitzt das Saarlandmuseum 40 Arbeiten von Baumeister, die neben Bildern des deutschen Expressionismus und des „Blauen Reiters“ zu den profiliertesten Sammlungsschwerpunkten der Modernen Galerie zählen. Mit dem Ankauf dieses Werkes unterstreicht das Saarlandmuseum  seinen musealen Rang und seine Position als einer der wichtigsten Kulturträger des Saarlandes und der Region.“

 

Ulrich Commerçon, Minister für Bildung und Kultur

„Ich freue mich, dass die Präsenz von Willi Baumeister gerade in der Sammlung des Saarlandmuseums verstärkt wird. Der Ankauf schließt eine Lücke und ergänzt die Sammlung im Bereich der abstrakten Kunst vor dem Zweiten Weltkrieg. Zudem pflegte Willi Baumeister enge künstlerische und persönliche Verbindungen zu Frankreich, was hervorragend zur Geschichte und Sammlung des Hauses passt. Bei allen Unterstützerinnen und Unterstützern bedanke ich mich für das erneute Engagement und hoffe, dass diese Hilfe der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz auch in Zukunft erhalten bleibt.“

 

Prof. Dr. Frank Druffner, Stv. Generalsekretär, Kulturstiftung der Länder
„Die Moderne Galerie des Saarlandmuseums stellt nicht nur deutsche und französische Kunst der Klassischen Moderne einander gegenüber. Es geht auch um die wechselseitigen grenzüberschreitenden Einflüsse, die in diesem Werk beispielhaft verbildlicht sind: Es zeigt, wie Baumeister seine Bildsprache im Austausch mit der internationalen Avantgarde entwickelt hat. Ein solches Frühwerk Baumeisters tritt in einen aufschlussreichen Dialog mit den vorhandenen Beständen.“

 

Dr. Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung
„Werke Willi Baumeisters aus der Nachkriegszeit sind im Saarlandmuseum bereits vielfach vertreten. Baumeisters ‚Skizze zu Figurenbild (Der Maler)‘ ist nun das erste Gemälde des Künstlers aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, das in die Saarbrücker Sammlung gelangt, und die Kunststiftung hat sich gerne an diesem passgenauen Erwerb beteiligt.“

 

Cornelia Hoffmann-Bethscheider, Präsidentin des Sparkassenverbandes Saar

„Als Sparkassen-Finanzgruppe Saar freuen wir uns sehr, unseren Beitrag zum Erwerb dieses Werkes beitragen zu dürfen. Das Bauhaus steht schon seit seiner Gründung für eine demokratische und vielfältige Gesellschaft. Wie schon vor 100 Jahren das Bauhaus, glauben wir als Finanzgruppe auch heute noch an die Kraft der Gemeinschaft. Dafür setzen wir uns in der Region und vor Ort als Förderer von Kunst und Kultur ein.“

 

Dr. Heike Kramer, Leiterin Gesellschaftliches Engagement und Veranstaltungsmanagement, Deutscher Sparkassen- und Giroverband

„Im Rahmen ihres Engagements als größter Kulturförderer nach der öffentlichen Hand

unterstützt die Sparkassen-Finanzgruppe Kooperationen mit Museen in allen Regionen des Landes. Wir sind überzeugt, dass Museen ein unverzichtbarer Teil der deutschen Kulturlandschaft sind, denn sie schaffen immer wieder neue Räume und Gelegenheiten, unterschiedliche Kulturen sowie Menschen verschiedener Hintergründe zusammenzubringen, Perspektiven zu erweitern und damit Austausch zu ermöglichen. Museen sind also nicht nur Speicher unseres kollektiven Gedächtnisses, sondern vor allem auch ein entscheidender Bildungsanker. Eine Kraft, die es in dieser Zeit mehr denn je auszuschöpfen und zu befördern gilt.“

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