Wie funktioniert der Verfall eines gefeierten Siegers, der als Außenseiter zu höchsten Würden aufstieg und letztlich, öffentlich gedemütigt, als Mörder endet?
Andreas Kriegenburg, seit Jahren einer der profiliertesten deutschen Schauspiel-Regisseure, sieht Otello als Soldat, der sich im zivilen Leben nicht zurechtfindet. “Er empfindet die Liebe als einen Zustand der Unordnung”, sagt er über seinen Protagonisten. Konsequenterweise lässt er die Oper in einem Flüchtlingslager unter Kriegs-Vertriebenen spielen. Kriegenburgs Interpretation, die auf psychische Durchleuchtung setzt, sorgte in Berlin für Jubel, aber auchfür Diskussionen.