Bertold Brecht in der alten Feuerwache

Bertolt Brecht

 

1919 schrieb „Die Hochzeit“ als 21-jähriger Student verfasst. Er zeigt sich darin als Schüler von Karl Valentin; die Effekte des epischen Theaters klingen darin erst dezent an. Die Uraufführung der „Hochzeit“ fand am 11. Dezember 1926 am Schauspielhaus Frankfurt in einer Inszenierung von Melchior Vischer statt. Die Erweiterung des Titels in „Die Kleinbürgerhochzeit“ nahm Brecht erst später vor.

Worum geht es?

Bei dieser Kleinbürgerhochzeit versucht der Brautvater immer wieder hartnäckig, diverse Anekdoten zu erzählen. In dieser Inszenierung  von Dagmar Schlingmann  ist »Kleinbürgerhochzeit« als Koproduktion mit dem Théâtre National du Luxembourg konzipiert und der luxemburgische Schauspieler  Marco Lorenzini spielt die Rolle perfekt. Der 50-jährige gebürtige Luxemburger, ist, auf einer speziellen Art sehr überzeugend. Seine Berufswünsche konnte er also als Jugendlicher nicht durchsetzen. Er verlor schnell das Interesse an der Schule, brach sie ab und versuchte sein Glück – beim Militär. Nach Abschluss der Quälerei verzichtete er zunächst einmal auf eine staatliche Anstellung. Stattdessen übte Lorenzini unzählige Jobs aus: Als LKW-Fahrer, Kartoffelchips-Verkäufer, sogar als Bankangestellter. Mit der Rezession der 70er Jahre verschlechterten sich die Berufsaussichten im Privatsektor. Der Staat bot da weitaus bessere Perspektiven. Lorenzini entschied, sich Gefängniswärter zu werden.

Die Braut, gespielt von Dorothea Lata  (bekannt  u.a. für eindrücklichsten Rollen gehören hier u.a. Sascha in Tschechows »Ivanov«, Helena in »Ein Sommernachtstraum«, Lotte in »Werther« und Christine in Horváths »Zur schönen Aussicht«. Des weiteren sah man sie in der sparte4 als Anika in»Kaspar Häuser Meer«, in »Die Geschichte meiner Einschätzung zu Anfang des dritten Jahrtausends« von PeterLicht und in Elfriede Jelineks schwarzer Wirtschaftskomödie »Kontrakte des Kaufmanns«) heuchelt Stolz darauf, dass der Bräutigam ihre Möbel selbst gezimmert hat, und der Bräutigam ist eifersüchtig auf seinen Freund, einen Gitarren-Casanova, gespielt von  Andreas Anke, gebürtiger Beliner der 1996  ein Schauspielstudium an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn-Bartholdy in Leipzig aufgenommen hat. Unter den Gästen ist “die Frau” voller Bosheit: sie verrät, dass die Braut schwanger ist, und freut sich über jedes Möbelstück Marke “Eigenbau” vom Ehemann, gespielt von Beniamin Bieber, gebaut, das zusammenkracht. Gespielt wird sie hervorragend von   Nina Schopka die 1998 bis 2001 Ensemblemitglied am Landestheater Linz und von 2001 bis 2006 am Theater Konstanz. War.

Es gibt einen allgemeinen Streit, die Gäste gehen, und das Paar findet dann noch die Kraft, über die verpfuschte Feier zu lachen – sie stürzen gemeinsam ins Bett, das unter ihnen zusammenkracht.

 

Brecht baute in das Stück einen kurzen Dialog ein, in dem die Protagonisten abfällige Bemerkungen über sein eigenes Stück „Baal“ austauschen, offenbar mit der listigen Absicht, das Interesse des Publikums an seinem Drama zu wecken.

Das Stück wurde 1969 auch verfilmt: Radio Bremen produzierte 1969 für das Fernsehen Die Kleinbürgerhochzeit. Regie führte Rainer Wolffhardt.

 

Mit diesem Stück wird der erfolgreiche Austausch zwischen Theatern der Großregion nach dem TNL-Gaststpiel »Torquato Tasso« und dem 2007 begonnenen »Total Théâtre«-Projekt auf sehr interessante Art und Weise fortgesetzt.

 

Elisa Cutullè

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