
Bei der Ausstellungseröffnung „Maria-Simulacrum“ an der Universität Trier am 02. Dezember 2025 war im Mittelpunkt des gut besuchten Events das visionäre Schaffen des preisgekrönten italienischen Modeschöpfers und Künstlers Maestro Giuseppe Fata, dessen atemberaubende Kopfskulpturen weltweit Beachtung finden.
Fata verbindet in seinem Projekt „Maria-Simulacrum“ Glaube, Spiritualität und Kunst auf einzigartige Weise (sacro e visionario). Seine Werke, oft hochwertige Fotografien seiner detailreichen Skulpturen, illustrieren das Leben und Wirken der Mutter Gottes, indem sie tradierte Ikonografien, insbesondere aus der kalabrischen Kunsttradition, mit der Gegenwart verschmelzen lassen. Wie er selbst es ausdrückt: „Der Kopf erschafft die Kunst, weil das Haupt die dynamische Kunst der Gedanken ist“.
Prof. Dr. Mara Onasch, Direktorin des Italien-Zentrums der Universität und der Theologischen Fakultät Trier sowie Verantwortliche der Ausstellung, dankte den Partnerinstitutionen: der Ascoli Piceno Trier Gesellschaft, dem Italienischen Kulturinstitut Stuttgart, dem Freundeskreis der Universität Trier, dem Verein Kalabria Italiae Mundi e.V. sowie dem Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Universitätsbibliothek Trier, Dr. Alexander Niemietz, für die Zusammenarbeit und Unterstützung.
Das Programm umfasste zudem ein Impulsreferat mit dem Titel „La lingua della moda e la lingua del sacro“, sowie ein ausführliches Interview mit Maestro Fata, das von Frau Dr. phil. Mara Onasch vom Italien-Zentrum der Universität Trier geführt wurde.
Was ist die zentrale Vorstellung hinter Ihren Werken, insbesondere den Skulpturen, die dem Sakralen gewidmet sind?
Giuseppe Fata: Meine Arbeit ist der Versuch, das Denken des menschlichen Seins sichtbar zu machen. Ich betrachte den Kopf als den Behälter des Denkens. Es geht darum, diesen Gedanken nach außen zu tragen, ihn in einem Kunstwerk zu versteinern und ihn in gewisser Weise zu krönen, wie die Kirche die Madonna krönt. Alles, was wir Künstler schaffen, entspringt der tiefsten, intimsten Tiefe des menschlichen Seins und Geistes.
Sie wurden in Paris als „Genie der Kunst auf dem Kopf“ bezeichnet. Wie hat Ihr Weg von der Mode zu diesem sakralen Kunstprojekt geführt?
Giuseppe Fata: Ich bin eine Persönlichkeit, die aus der Mode und der Unterhaltung kommt und dort eine 30-jährige Karriere hinter sich hat. Meine spirituelle Berufung war ursprünglich ein kirchlicher Weg – ich war Messdiener und wollte mit 13/14 Jahren Priester werden. Später erkannte ich, dass dies nicht meine wahre Berufung war, sondern dass ich sie durch diese Kunstform ausdrücken musste. Das Projekt SIMULACRUM – Ein Weg zwischen Kunst, Glaube und Spiritualität, um die Schönheit des Denkens zu Gott zu erheben – startete offiziell vor einigen Jahren im Heiligen Land mit der UNESCO. Es ist meine intimste Seite und erfüllt den Wunsch des Jungen, der mit der Figur der Madonna aufgewachsen ist.
Sie sind tief verbunden mit der Figur der Madonna del Rosario. Welche Rolle spielt die Tradition, insbesondere die kalabrische Tradition der Madonna dell’affrontata (oder Affruntata), in Ihrem Schaffen?
Giuseppe Fata: Die Tradition der Madonna dell’Affrontata (der Madonna, die dem auferstandenen Christus gegenübertritt ) ist sehr emotional und tief empfunden. Sie war die Madonna des Tages der Auferstehung, die mit Goldfaden bestickt und mit einem schwarzen Mantel bedeckt war. Im Moment der Begegnung mit dem auferstandenen Christus wurde sie enthüllt und erstrahlte in Herrlichkeit. Ich habe selbst ein Gelübde abgelegt, schwarz zu tragen, nicht wegen der Mode, sondern wegen dieser Madonna : Ich fühle mich im schwarzen Mantel behütet, aber voller Licht, und dieses Licht übertrage ich durch die Kunst, da Gott mir diese Gabe geschenkt hat.
Zählt die Schönheit als einzige Kategorie, oder ob die Kunst auch das Hässliche integriert. Wie sehen Sie das Verhältnis von Mode (äußere Schönheit) und Sakralem (transzendente Schönheit)?
Giuseppe Fata: Das ist eine sehr tiefgreifende Frage. Ich spreche aus meiner Erfahrung: Die schönsten Werke sind oft aus großem Leid und schwierigen Momenten entstanden. Aus der Tiefe des Schmerzes, etwa dem Verlust einer geliebten Person oder einer Krankheit, ist mir Unerklärliches gelungen, das mich in Ekstase versetzt hat. Ich bin davon überzeugt, dass aus dem Hässlichen, dem schlimmen Moment, große Schönheit entstehen kann. Mode und Simulacrum sind ähnliche, aber nicht gleiche Projekte; das Letztere ist keine Mode , sondern eine Botschaft des Glaubens und der Spiritualität , die über die Mode hinausgeht.
Sind Ihre Werke nur der Madonna gewidmet, oder lassen Sie sich auch von der Figur Jesu oder anderen Heiligen inspirieren?
Giuseppe Fata: Die Figur der Maria – Madonna ist für mich Mutter und Frau– ist die Hauptfigur. Es gibt aber auch viele Arbeiten, die von männlichen Figuren inspiriert sind, darunter Jesus oder Heilige wie der Heilige Januarius (San Gennaro). Aber die Madonna begleitet mich seit jeher und wird es weiterhin tun.
Sie haben ein Werk namens Madonna degli Artisti geschaffen. Können Sie uns mehr darüber erzählen?
Giuseppe Fata: Ich wurde offiziell zum Künstler-Jubiläum eingeladen und hatte die Eingebung, diese Halbfigur zu schaffen. Das Schönste ist, dass ich 200 Persönlichkeiten aus Musik, Kunst und Mode – von Albano bis Versace – dazu bewegen konnte, mir ihre Unterschrift und Genehmigung zu geben, die ich in den Mantel der Madonna eingearbeitet habe. Es ist wie ein Tattoo der Namen auf dem Mantel, eine Mutter, die die Künstler in ihren Armen hält, da viele Päpste Künstler als Kinder bezeichnet haben.
Die leuchtende Schönheit Italiens und Fatas tiefgründige, visionäre Werke fanden beim Publikum großen Anklang. Die Exponate sind in vielen Fällen großformatige Fotografien von Giuseppe Fatas Kopfskulpturen. Diese Kunstwerke sind nicht als Modenschau gedacht, sondern als eine zeitgenössische Neuinterpretation der Madonnenfiguren, die wir traditionell als Holzstatuen oder als die von den Spaniern importierten bekleideten Statuen kennen. Durch diese lebendige (und moderne Darstellung möchte Maestro Fata insbesondere eine jüngere Zielgruppe an die Religion und den Glauben heranführen. Die Werke werden oft in italienischen Kirchen ausgestellt, um auch die Schönheit des künstlerischen, kulturellen und religiösen Erbes hervorzuheben. In seinen Werken ist dabei stets der Einfluss des Barock aus seiner kalabrischen Heimat spürbar.
Elisa Cutullè
