Zwischen Stahl und Sound: One Ok Rock im Münchner Zenith – Energie trifft Geschichte

 

ONE OK ROCK- Frontmann Takahiro „Taka“ Moriuchi
Copyrigth Foto: Elisa Cutullè

Es gibt Orte, an denen sich Musik und Architektur zu einem gemeinsamen Puls vereinen. Das Zenith – Die Kulturhalle, eingebettet im Komplex der Motorworld München, ist ein solcher Ort. Wo einst Dampfmaschinen und Stahlkonstruktionen dominierten, tobt heute der Klang moderner Rockmusik. Am 25. Oktober füllten ONE OK ROCK aus Japan die gewaltige Halle mit ihrer unverkennbaren Mischung aus Post-Hardcore, Emo und hymnischem Rock.

Schon am frühen Morgen standen die ersten Fans Schlange, eingehüllt in Decken und Regencapes, unbeeindruckt von Wind und Kälte. Für viele war es mehr als nur ein Konzert – es war eine Begegnung mit einer Band, die in Deutschland längst Kultstatus erreicht hat.

Ursprünge einer globalen Band

ONE OK ROCK wurden 2005 in Tokio gegründet. Der Name – eine phonetische Variante von „one o’clock“ – stammt aus der Zeit, als die Band ihre Proben immer samstags um ein Uhr begann. Von Anfang an verband das Quartett westliche Rock-Einflüsse mit japanischer Leidenschaft. Frontmann Takahiro „Taka“ Moriuchi, Sohn des bekannten japanischen Sängers Hiroyuki Moriuchi, verfügt über eine Stimme, die zwischen zarter Melodie und rohem Schrei balanciert.

Gitarrist Toru Yamashita und Bassist Ryota Kohama, beide Gründungsmitglieder, prägen den energetischen Kern des Sounds. Tomoya Kanki, seit 2007 an den Drums, bringt technische Präzision und Spielfreude in die Formation. Gemeinsam entwickelten sie einen Stil, der Pop-Punk, Alternative Rock und Emotion zu einer intensiven Live-Erfahrung verschmilzt.

In Japan gehören ONE OK ROCK seit Jahren zu den erfolgreichsten Rockbands. Ihre Alben “Zankyo Reference“ und “Jinsei × Boku =“ erreichten die Spitze der Charts, während “35xxxv“ (2015) ihren internationalen Durchbruch markierte – teilweise auf Englisch eingesungen und weltweit veröffentlicht.

Europatournee 2025 – Bewegung über Grenzen hinweg

Der aktuelle „DETOX European Tour 2025“ führt die Band quer durch den Kontinent: von Madrid (6. Oktober) über Paris, Manchester und mehrere deutsche Städte – Köln, Hamburg, Berlin – bis nach München (25. Oktober) und schließlich nach Warschau und Prag. Nie zuvor war eine Europa-Tour der Japaner so umfangreich.

Diese Dynamik passt perfekt zum Ort des Geschehens: Die Motorworld, ein Zentrum der Bewegung, Technik und Geschwindigkeit, bildet den passenden Rahmen für eine Band, deren Musik selbst in permanenter Bewegung bleibt.

Das Konzert – Energie und Präzision

Den Auftakt gestalteten Paledusk, eine junge Metalcore-Band aus Fukuoka, deren Auftritt mit donnernden Gitarren und elektronischen Einschüben das Publikum sofort in Bewegung versetzte. Ihre rohe Energie machte deutlich, dass Japans Rockszene längst international denkt.

Als dann die Lichter erloschen und die ersten Töne von “Save Yourself“ erklangen, explodierte das Zenith in einem kollektiven Aufschrei. Die Setlist spannte den Bogen von Klassikern wie “The Beginning“ und “Clock Strikes“ bis zu neuen Hymnen wie “Vandalize“ und “Let Me Let You Go“.

Auf der Leinwand hinter der Band erschienen Textzeilen und visuelle Motive – manchmal in Englisch, manchmal in Japanisch – als visuelle Erweiterung der Musik. Zwischen Songs dankte Taka den Fans, erinnerte an die schwierigen Anfangsjahre und betonte, wie besonders es sei, nach zwanzig Jahren vor immer größeren europäischen Publika zu spielen.

Ein Brückenschlag zwischen Ost und West

Das Zusammenspiel von Klang und Raum war fast symbolisch. Der industrielle Stahl des Zenith und die pulsierende Energie der Band verschmolzen zu einem Gesamtkunstwerk. ONE OK ROCK sind längst mehr als eine Rockband – sie sind kulturelle Übersetzer, die zeigen, dass Leidenschaft, Dynamik und Authentizität überall verstanden werden.

 

Elisa Cutullè

 

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