
Das Klavierfestival des Luzerner Sinfonieorchesters «Le Piano Symphonique» begeistert von Beginn an mit einem Programm, das 2025 die Marke von über 10.000 Konzertbesucherinnen und
Konzertbesuchern übertraf. Seine Attraktivität bezieht das Festival, das in der kommenden Ausgabe vom 12. bis 18. Januar 2026 stattfindet, aus der Idee, alle musikalischen Facetten des Klaviers in Konzerten, Kammermusik, Solorezitalen, Meisterklassen und Diskussionsrunden zu beleuchten – und das in überraschenden Kombinationen untereinander. Ein Konzert ist nie nur ein sinfonischer Abend, sondern wechselt plötzlich in ein Rezital oder in die intime kammermusikalische Besetzung eines Quartetts. Deutlich wird dies auch in der Aufteilung des jeweiligen Programms in «1. Akt» und «2. Akt».
So kann das Luzerner Sinfonieorchester, Initiator und zentraler Klangkörper des Festivals, gleichermaßen Weltstars wie Hélène Grimaud, Maria João Pires und Alexandre Kantorow als auch erstklassige Kammermusiker und vielversprechende Newcomer wirkungsvoll und für das Publikum oft überraschend in Szene setzen. Künstlerisches Herz und überragende Lichtgestalt der Festivalwoche ist die Pianiste Associée Martha Argerich. «Ihre Anwesenheit war selbst dann spürbar, wenn sie gar nicht auftrat», schrieb die FAZ im Bericht zur Ausgabe 2025.
Um die einzigartige und hochkarätig besetzte Vielseitigkeit des Programms noch zu steigern, kommt es 2026 erstmalig zur Zusammenarbeit mit dem Irving S. Gilmore International Piano Festival.
Debüts und Weltpremiere
Mit «Französischer Klangpoesie zum Festivalstart» wird Hélène Grimaud die Ehre zuteil, am Montag, 12. Januar eine aufregende Woche einzuläuten. Die erste Hälfte gestaltet sie mit ihrem Duopartner Renaud Capuçon (Violine), um dann zusammen mit dem Luzerner Sinfonieorchester unter Michael Sanderling eines der beliebtesten Solowerke der Klavierliteratur zu präsentieren: Maurice Ravels Klavierkonzert in G-Dur. Mit diesem Konzert gibt Hélène Grimaud ihr Debüt bei «Le Piano Symphonique». Erstmals vertreten ist auch Christoph Eschenbach, der das Abendkonzert am Donnerstag, 15. Januar leitet. Solist in Prokofjews Klavierkonzert Nr. 3 in C-Dur op. 26 ist Gilmore-Preisträger Alexandre Kantorow. Nach der Pause präsentiert Kantorow in einer Weltpremiere das von ihm in Auftrag gegebene neue Werk für Solo-Klavier des schwedischen Komponisten Anders Hilborg.
«Dann öffnen sich alle Türen»
Auf ein weiteres Debüt darf man sich am Mittwoch, 14. Januar freuen, wenn Robin Ticciati, der ehemalige Chefdirigent des DSO, am Pult des Luzerner Sinfonieorchesters steht. Zusammen mit der pianistischen Legende Maria João Pires interpretiert er Mozarts Klavierkonzert Nr. 27 in B-Dur KV 595. «Mozart verkörpert die Wahrheit des Lebens», erklärte Pires 2024 in einem Interview mit BR Klassik. «Es ist alles da, wir müssen nur zuhören, dann öffnen sich alle Türen.» Vieles ist bemerkenswert an diesem Abend im KKL Luzern. Denn tatsächlich öffnen sich musikalisch alle Türen. Geradezu exemplarisch, sogar auf die Spitze getrieben, lässt sich hier die programmatische Idee herauslesen, zwei völlig verschiedene Konzerthälften zu bieten. Regiert im 1. Akt noch die klassische Aufteilung mit Ouvertüre (Mozarts La Clemenza di Tito, KV 621) und Solokonzert, wird im 2. Akt kurzerhand die Pianistin ausgewechselt, die nun Ausschnitte aus Sergei Prokofjews 10 Klavierstücken aus Romeo und Julia op. 75 spielt – ein Rezital mit Beatrice Rana. Die italienische Starpianistin, deren Händen die Times «orphische Verführungskraft» zuschrieb, schließt den Abend mit einem Arrangement aus Tschaikowskys Nussknacker-Suite op. 71a sowie Prokofjews kraftvoller, im letzten Satz gar wilder Klaviersonate Nr. 6 in A-Dur op. 82. Klangvolumen und Sinfonik geht auch ohne Orchester! Genau das ist mit «Le Piano Symphonique» gemeint.
Am Freitag, 16. Januar gesellt sich zur Musik eine weitere Komponente hinzu: eine artifizielle Lichtprojektion. In Kooperation mit dem Lichtfest Luzern gestaltet der Cembalist Jean Rondeau sein intimes und immersives Improvisationsprogramm «Sisyphus» im grossen Saal des KKL Luzern. Martha Argerich eröffnet den Abend gemeinsam mit ihren vertrauten Kammermusikpartnern Janine Jansen (Violine) und Mischa Maisky (Violoncello). Sie interpretieren Beethovens Klaviertrio Nr. 5 in D-Dur op. 70,1, das sogenannte «Geistertrio».
Mittags im Schweizerhof
Nicht nur das KKL Luzern dient als Spielort. Jeweils um 12.30 Uhr finden im Zeugheersaal des Hotel Schweizerhof Luzern drei Debütkonzerte statt. Die in Bochum geborene Pianistin Schaghajegh Nosrati ist am Donnerstag, 15. Januar zu hören. Roman Borisov (Freitag, 16. Januar) und Fil Liotis (Samstag, 17. Januar) schließen sich an. Das in englischer Sprache geführte Panel »Discovering and Nurturing the Next Generation: Different Approaches» lädt am Donnerstag, 15. Januar im Anschluss an das Debütkonzert von Schaghajegh Nosrati zur Auseinandersetzung mit einem brisanten Thema ein. Christoph Eschenbach leitet am Freitag, 16. Januar und am Samstag, 17. Januar einen öffentlich zugänglichen Meisterkurs am Schweizerhof; Teilnehmer sind die herausragenden Nachwuchs-Pianisten Elliott Wuu, Jetthew Lee und Jan Schulmeister. Mit dem Meisterkurs-Abschlusskonzert am Sonntag, 18. Januar um 11.00 Uhr endet «Le Piano Symphonique» 2026.
Filmische Weltpremiere
Doch am Vorabend (Samstag, 17. Januar) will noch eine weitere Weltpremiere im KKL Luzern gefeiert werden: «O quickly disappearing photograph», ein Film des südafrikanischen Theater- und Filmregisseurs William Kentridge. In seiner künstlerischen Betrachtung, die eigens vom Luzerner Klavierfestival bei Kentridge in Auftrag gegeben wurde, widmet sich dieser Luigi Dallapiccolas Werk Quaderno musicale di Annalibera für Klavier. Der Abend schliesst mit Martha Argerich als Solistin in Beethovens Klavierkonzert Nr. 2 in B-Dur op. 19.
Voller Vorfreude
Numa Bischof Ullmann, Künstlerischer Leiter von «Le Piano Symphonique», freut sich auf Edition Nr. 5 des Festivals: «Wir sind glücklich über viele Errungenschaften und Raritäten, die wir am nächsten ‹Le Piano Symphonique› unserem Publikum darbieten dürfen. Ein Auftragswerk vom weltweit gefeierten südafrikanischen Künstler William Kentridge, das zur Uraufführung gelangt, unterstreicht den Stellenwert unseres Klavierfestivals. Eine Uraufführung und die neuen Kooperationen mit dem Gilmore Festival und der Hong Kong Academy verdeutlicht die internationale Ausstrahlung, die unser Festival in seiner jungen Geschichte erlangt hat.»
Luzerner Sinfonieorchester mit Martha Argerich im KKL (c) Philipp Schmidli
