Muss ein Leben immer aufregend sein um interessant zu wirken. Als Ben Stiller im Film „Das erstaunliche Leben des Walter Mitty“ sich auf einer Plattform registriert, wird er vom Kundenserviceleiter aufgefordert etwas Interessantes in seinem Leben zu machen, da dieses extrem unspektakulär war.
So ist auch, medientechnisch gesehen, das Leben des Philipp Lahms für den Autor Michel Becker. In seinem Stück, das Thorsten Köhler (Inszenierung, Bühne und Kostüme) & Grigory Skylar (Film) am 7. Oktober auf die Bühne der Sparte 4 brachten, erweist sich Philipp Lahm als ein äußerst uninteressantes Subjekt.
Was soll der Dokumentarfilmer (mit seinem Faible für Geparde) und Autor mit dem skandalfreien Leben des Lahms anfangen? Es gibt keine Anhaltspunkte die er, irgendwie, künstlerisch aufarbeiten könnte und als Leitfaden für die Geschichte benutzten könnte. Mehrmals versucht er Pointen zu finden, alltägliche Geschehnisse aufzumotzen und oder zu verändern. Aber es funktioniert einfach nicht… jeder Versuch scheitert kläglich. Auch die vorgeschlagenen Titel zum Film sind einfach lächerlich. Er merkt es auch als er mit seinem indonesischen Auftragsgeber telefoniert und versucht ihm das Produkt zu verkaufen.
Es gibt keine Geschichte, oder doch? Und wenn es doch eher die Distanz zum Leben, die Askese der distanzierten und ausgeglichenen Betrachtung, die das Leben interessant macht. Muss man vielleicht die Perspektive wechseln und aufhören sich ins Rampenlicht setzten zu wollen und eher alles gelassen betrachten um, nur im richtigen Augenblick zuzuschlagen?
Sollte man eher Clark Kent bleiben, der, unerkannt zum Superhelden wird, der Gepard, der nur angreift, wenn er sicher ist, dass seine Konkurrenten nicht in der Nähe sind oder auch, wie Alice im Wunderland, jemand der einfach fehl am Platz ist, aber auch nicht und es trotzdem schafft die Einzigartigkeit zu bewahren? Es bleibt dem Zuschauer selbst überlassen, eine Option auszuwählen. Der Autor (Thorsten Loeb), der im Laufe des Stücks zum Alter Ego von Lahm wird rät nur sich selbst treu zu bleiben, und nichts unter Zwang zu tun. Aber wie ist der gesellschaftliche Druck zu interpretieren? Zwang oder Identität?
Weitere Vorstellungen 2018
September: 12, 15, 21 & 27
Oktober: 6, 12, 26
November: 10,17
Dezember: 1,14
Elisa Cutullè