Ringvorlesung:Zwangsarbeit in der Völklinger Hütte

Weltkulturerbe Völklinger Hütte, Erzhalle, 14 bis 18 Uhr, Eintritt frei

Mehr als 12.000 ausländische Menschen verschiedener Nationen arbeiteten im Zweiten Weltkrieg in der Völklinger Hütte und ihren Nebenbetrieben. Der größte Teil von ihnen waren Zwangsarbeiter, darunter französische, italienische und russische Kriegsgefangene oder aus der damaligen Sowjetunion verschleppte russische und ukrainische Zivilpersonen. Die Arbeitsbedingungen waren diskriminierend und unmenschlich. Mehr als 250 ausländische Arbeitskräfte, in der Mehrheit Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen, starben. Zum Thema der Zwangsarbeit in der Völklinger Hütte bietet das Weltkulturerbe Völklinger Hütte am Dienstag, dem 28. November 2017, 14 bis 18 Uhr, eine Ringvorlesung. Sie präsentiert aktuelle Forschung zum Arbeitserziehungslager Etzenhofen oder zur medizinischen Versorgung von Zwangsarbeitern und Zwangsabeiterinnen in der Völklinger Hütte. Zudem stellt sie mit Vorträgen zur Zwangsarbeit im Dritten Reich die Zwangsarbeit in der Völklinger Hütte in den deutschen und europäischen historischen Kontext. Der Eintritt zur Ringvorlesung in der Erzhalle des Weltkulturerbes Völklinger Hütte ist kostenfrei.

Zum Erziehungslager Etzenhofen spricht der ehemalige Leiter des Stadtarchivs Völklingen, Christian Reuther. Seit 1940 wurden im Deutschen Reich und in den besetzten und annektierten Gebieten Lager zur Disziplinierung von Arbeiterinnen und Arbeitern eingerichtet. Seit Mitte Dezember 1942 bestand für Firmen die Möglichkeit, betriebseigene Arbeitserziehungsabteilungen einzurichten. Von dieser Option machten die Röchling’schen Eisen- und Stahlwerke im Frühjahr 1943 mit der Einrichtung eines Lagers in Etzenhofen Gebrauch. Die bisher unerforschte Frage, wie die Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen der Völklinger Hütte medizinisch versorgt wurden, beleuchtet die Historikerin Dr. Inge Plettenberg. Der Leiter des Stadtarchivs Saarbrücken, Dr. Hans-Christian Herrmann, gibt einen Überblick über die Formen der Zwangsarbeit in Hitler-Deutschland und den besetzten Gebieten. Und vergleicht in diesem Zusammenhang die Rolle Hermann Röchlings als Unternehmer und Vorsitzender der Reichsvereinigung Eisen mit anderen Unternehmerpersönlichkeiten des Dritten Reiches.

Marcel Brüntrup, Westfälische Wilhelms-Universität Münster, spricht über den ‚Umgang‘ mit “unerwünschten” Kindern osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen im Dritten Reich. Prof. Dr. Mark Spoerer, Universität Regensburg, erläutert die Lebensbedingungen von Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen im Dritten Reich. Prof. Dr. Fabian Lemmes, Ruhr-Universität Bochum, spricht über Zwangsarbeit in Saarbrücken.

Die Ringvorlesung ist ein Kooperationsprojekt des Weltkulturerbes Völklinger Hütte mit der Universität des Saarlandes, Bachelor Optionalbereich, der Universität Trier, der European Route of Industrial Heritage (ERIH) sowie mit dem Saarländischen Museumsverband. Das Zwangsarbeiter-Projekt im Weltkulturerbe Völklinger Hütte wird finanziell von der Röchling SE & Co. KG unterstützt.

Das Thema “Zwangsarbeit in der Völklinger Hütte” ist in der Sinteranlage in den Besucherweg des Weltkulturerbes Völklinger Hütte integriert. Die Präsentation beruht auf den Forschungen von Dr. Inge Plettenberg. Hierzu erscheint nun die neue Publikation “Zwangsarbeit in der Völklinger Hütte” zum Preis von 20 Euro. Bereits in der Ausstellung “Die Röchlings und die Völklinger Hütte” (2014/2016) nahm die Zwangsarbeit in der Völklinger Hütte einen breiten Raum ein. Neben der Publikation zur Ausstellung hat das Weltkulturerbe Völklinger Hütte einen Tagungsband zur wissenschaftlichen Konferenz “Die Röchlings und die Völklinger Hütte” veröffentlicht, die 2015 im Rahmen der Ausstellung stattfand. Auch zur Ringvorlesung “Zwangsarbeit in der Völklinger Hütte – deutsche und europäische Bezüge” wird es eine Publikation geben.

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