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Warum singt heutzutage jemand noch Chansons. Ist es nicht etwas aus vergangener Zeit?
Zuweilen, wenn man das musikalische Panorama betrachtet, meint man zu verstehen das Sozialkritik ein anderes Medium als das der Musik gewählt hat. Ab und zu nimmt die Musik die Rolle der Stimme der Sozialkritik an, aber es ist mehr ein ganzes Konzept als die macht der Worte.
Die Chanson ist aber lange nicht tot. Dies hat gestern Abend Tim Fischer bei seinem Konzert im Staatstheater Saarbrücken bewiesen. Vor zirka 300 Zuschauern hat der Chansonnier aus Hude, der seine Liebe zur Chanson durch Fassbinders Film Lili Marlen entdeckte, das die Worte noch eine ungeheure Kraft haben.
Gastiert hat er mit dem Programm „Das war gut“ das auf Chanson von Georg Kreisler, eine Hommage an den im November 2011 verstorbenen Texter und Komponisten, mit dem Fischer mehrere Jahre befreundet war aber auch mehrmals zusammengearbeitet hat.
Wie auf eine Schnur fädelt Tim Fischer die wahnwitzig brillanten Chanson-Perlen des “Königs des schwarzen Humors“ zu einer langen eleganten Kette. Einige Lieder, zudem, besonders in Anbetracht der aktuellen politischen Lage, nehmen eine tiefere Bedeutung an: Hat es Sinn von Europa zu sprechen? Was macht uns zu Menschen di zusammengehören?
Oder auch verweise auf das Single Leben und die Schwierigkeiten Kontakte innerhalb unserer kleinen Welt zu knüpfen oder, zuletzt, auch das Thema der Demenz.
Sein begleitender Pianist, Rüdiger Mühleisen, geht auf Tim ein und sichert den nötigen musikalischen Boden für die Wahnwitzigkeit der Kreislerschen Figuren. So mancher geht mit dem Gefühl so jemand persönlich zu kennen oder selbst zu sein.
Die Zuschauer wirken, beim Verlassen des Konzerts etwas entfernt, so als ob jemand eine Schleier vor den Augen gehoben hätte und alle nochmal daran erinnert dass das leben dazu da ist gelebt zu werden, mit all den Niederlagen, Ticks und Anstrengungen dies es bietet. Und vielleicht, gerade deswegen, ist es lebenswert.
Elisa Cutullè