Mann am Martinofen (Detail)
Gerhard Adolf Janensch (1860-1933)
LWL-Industriemuseum, Sammlung Bibl, Dortmund;
Zustifter Dr. Eckhart Grohmann und MSOE, Milwaukee
Aufnahme: Volker Beushausen, Castrop-Rauxel
Darstellungen von arbeitenden Menschen gibt es bereits in der Antike. Aber erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als die Industrialisierung die Lebens- und Arbeitsverhältnisse der Menschen grundlegend zu verändern begann, fand eine intensivere künstlerische Auseinandersetzung mit dem Thema statt. Neben Malern zog es auch Bildhauer in die Industriereviere, wo sie sich mit einer industriellen Arbeitswelt auseinandersetzten, die als revolutionär, monumental und in gewisser Weise auch als exotisch empfunden wurde. Gleichzeitig stellte das Repräsentationsbedürfnis der neuen Industriebarone lukrative Aufträge in Aussicht. Die Selbstdarstellung der Industrieunternehmen erfolgte in Form von Monumentalskulpturen und in kleinformatigen Plastiken: in Standbildern von Unternehmern, Arbeiterskulpturen, sogenannten Salonplastiken für Schreibtisch und Kaminsims und auch in allegorischen Darstellungen, welche die wissenschaftlichen Errungenschaften und die ökonomische Bedeutung des Unternehmens hervorheben sollten. Die Bildhauer orientierten sich an antiken Vorbildern oder kombinierten überkommene und neue Darstellungsformen. Viele Plastiken heroisieren den Kampf mit der Gewalt der Technik. Häufig münden sie in ideologisch gefärbte bildnerische Parolen, vor allem seit die Schwerindustrie eine immer größere rüstungs- und machtpolitische Bedeutung gewann. Während die meisten in der Ausstellung gezeigten Werke aus der Hochphase des Kapitalismus 1850-1950 stammen, reichen die frühesten, Porzellanarbeiten der “großen Bergbande”, ins 18. Jahrhundert zurück. Seit den 1880er Jahren gibt es zunehmend auch realistischere Arbeiterporträts. Künstler wie der Belgier Constantin Meunier (1831-1905) zeigen Arbeiter, die von der Schwere der Arbeit gezeichnet sind, aber gleichzeitig auch Stärke und Würde vermitteln. Schwerpunkte der Ausstellung bilden Darstellungen aus den Bereichen Bergbau, Stahlerzeugung und –weiterverarbeitung, aber auch Landwirtschaft und Handwerk. Die gezeigten Werke stammen aus Deutschland, Österreich, Polen, Frankreich und Belgien. Unter den vertretenen Künstlern sind so bekannte Namen wie Constantin Meunier, Aimé Jules Dalou, Henri Louis Levasseur, Bernd Hoetger und Gerhard Adolf Janensch. Bis auf wenige Ausnahmen stammen fast alle Exponate aus der 205 Plastiken umfassenden Sammlung von Werner Bibl, deren Ankauf dem LWL- Industriemuseum, Landesmuseum für Industriekultur in Dortmund dank einer gemeinsamen Initiative der Milwaukee School of Engineering (MSOE), des Grohmann Museum der MSOE und des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) im Jahr 2011 gelang. Besonders engagiert unterstützte dieses Projekt der Kunstsammler und Mäzen Dr. Eckart Grohmann.
Die Ausstellung in Saarbrücken präsentiert eine Auswahl aus der Sammlung Bibl, die Ende 2013 in einer repräsentativen Schau in der Henrichshütte Hattingen mit einem ähnlichen Schwerpunkt zu sehen war.
Eintritt:
3 € /1,50 €
Öffnungszeiten
Di, Mi, Fr, So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr, Sa 12-18 Uhr,
montags geschlossen
Die Publikation zur Ausstellung: Klaus Türk, Arbeiterskulpturen. Zweiter Band. Die Sammlung Werner Bibl., 400 Seiten, Kunstdruck, ca. 600 Farbabbildungen Klartext-Verlag, Essen 2011, € 39,00