25. Nippon Connection Filmfestival – Eine Jubiläumsausgabe voller Rekorde und Filmkunst

Kosuke Hayashi, (c) Elisa Cutullè

Das 25. Japanische Filmfestival Nippon Connection, das vom 27. Mai bis zum 1. Juni 2025 in Frankfurt am Main stattfand, hat seine Position als publikumsstärkstes Filmfestival in Hessen eindrucksvoll bestätigt. Mit rund 20.000 Besucherinnen und Besuchern an sechs Tagen konnte die Jubiläumsausgabe erneut einen Publikumsrekord verzeichnen. Viele der über 200 Film- und Kulturveranstaltungen an zehn verschiedenen Orten waren bereits nach kurzer Zeit ausverkauft. Das Festival bot eine Plattform für den regen Austausch zwischen japanischen und internationalen Filmemacherinnen, Künstlern und dem Publikum. Die feierliche Preisverleihung am Sonntag, den 1. Juni, bildete den Höhepunkt und Abschluss des Festivals.

Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums äußerte sich die Festivalleitung: Ursprünglich war das erste Festival im Jahr 2000 nur als einmalige Veranstaltung geplant. Aufgrund des großen Erfolgs wurde jedoch beschlossen, das Festival fortzuführen. Die Festivalleitung hatte nicht damit gerechnet, dass Nippon Connection einmal ein so großes Festival werden würde. Besonders stolz ist die Festivalleitung darauf, dass fast jede/r Filmschaffende in Japan das Festival kennt und gerne seine/ihre Filme dort zeigen möchte. Zudem freuen sie sich sehr, dass das Programm und das Festivalkonzept so gut beim Publikum ankommen. Ihr Dank gilt dem großen, überwiegend ehrenamtlichen Team, das jedes Jahr Unglaubliches leistet, sowie den Sponsoren und Förderern, ohne die das Festival nicht möglich wäre. Ein besonderer Dank geht auch an das Publikum, das sich immer wieder auf unbekannte Filme einlässt.

Auszeichnungen und Ehrungen: Ein Überblick über die Preisträger

Im Rahmen der Preisverleihung wurden mehrere herausragende Werke und Talente der japanischen Filmindustrie gewürdigt:

  • Nippon Rising Star Award: Der Art Director und Background Artist Kosuke Hayashi wurde mit dem Nippon Rising Star Award ausgezeichnet, einem Preis für herausragende Nachwuchstalente der japanischen Filmindustrie. Hayashi ist bekannt als Art Director des Animationsfilms „The Imaginary“ von Yoshiyuki Momose und als Background Artist von Hayao Miyazakis „Der Junge und der Reiher“. Dieser Preis wurde von KYOCERA Document Solutions präsentiert.
  • Nippon Visions Jury Award: Die internationale Jury, bestehend aus Natsuki Seta (Regisseurin), Thomas Waldner (Filmverleih Gruppe) und Panos Kotzathanasis (Filmkritiker), vergab diesen Preis an Regisseur Naoya Kusaba für sein Drama „Yukiko a.k.a.“, das die Identitätssuche einer schüchternen Grundschullehrerin im Hip-Hop thematisiert. Besonders das emotionale Storytelling überzeugte die Jury. Der Preis, eine kostenlose Untertitelung des nächsten Filmprojekts, wurde zum fünfzehnten Mal von der Japan Visualmedia Translation Academy (JVTA) aus Tokio gestiftet.
  • Nippon Storytelling Award: Dieser Preis für das beste Drehbuch wurde zum zweiten Mal vergeben. Das Preisgeld in Höhe von 1.000 Euro, gestiftet von der Kommunikationsagentur Storymaker, ging an Ryota Kondo für seinen Film „Missing Child Videotape“. In seinem Spielfilmdebüt lässt Kondo den J-Horror mit beklemmend-gespenstischem Sounddesign wieder aufleben.
  • Nippon Cinema Award: Das Publikum konnte über drei weitere Auszeichnungen abstimmen. Den zum 20. Mal vom Bankhaus Metzler in Frankfurt am Main gestifteten und mit 4.000 Euro dotierten Nippon Cinema Award erhielt „A Samurai In Time“ von Junichi Yasuda. Diese charmante Hommage an das vom Aussterben bedrohte Genre des japanischen Samurai-Films begeisterte bereits Zuschauer in ganz Japan.
  • Nippon Visions Audience Award: Der elfte Nippon Visions Audience Award ging an den Film „Kaiju Guy!“ von Junichiro Yagi. Mit dem bekannten Comedian Gumpy in der Hauptrolle präsentiert der Regisseur eine liebevolle Außenseitergeschichte, deren erste Vorstellung bereits nach wenigen Tagen ausverkauft war. Der Preis wird vom Japanischen Kultur- und Sprachzentrum in Frankfurt gestiftet und ist mit 2.000 Euro dotiert.
  • Nippon Docs Award: Gewinner des Nippon Docs Award ist der Dokumentarfilm „Being Kazue“ von Hiroko Kumagai. Die Regisseurin porträtiert darin einfühlsam das Leben der an Lepra erkrankten, aber willensstarken Kazue Miyazaki. Der mit 2.000 Euro dotierte Preis wurde dieses Jahr zum sechsten Mal vergeben.

Persönliche Highlights: Anime-Meisterwerke im Fokus

Besondere Höhepunkte des Festivals waren zweifellos die Vorführungen der Anime-Filme „The Birth of Kitaro: The Mystery of Gegege“ und „Ponoc Short Films Theatre Volume 1: Modest Heroes“.

„The Birth of Kitaro: The Mystery of Gegege“:

Dieser ausverkaufte Film, ein Prequel zur Feier des 100. Geburtstags von Shigeru Mizuki, dem berühmten Manga-Autor, wurde von Regisseur Go Koga und Produzent Keisuke Naito persönlich vorgestellt. Sie nahmen auch an einer anschließenden Frage-und-Antwort-Runde teil. Der Film ist nicht nur ein fesselnder Horrorfilm, sondern auch eine tiefgründige Reise durch ein Jahrhundert japanischer Geschichte und ihrer Turbulenzen. Naito erklärte, dass der Film „diese 100 Jahre Geschichte in Japan, die vielen Entwicklungen, die es gesehen hat“, zeigen sollte. Im Gegensatz zu früheren Produktionen des Franchise, die oft für Kinder gedacht waren, richtet sich dieser Film an ein reiferes Publikum und ist reich an kulturellen und historischen Anspielungen.

Die Handlung dreht sich um Mizuki, einen Angestellten der Imperial Blood Bank, der das abgelegene Dorf Nagura mit einer geheimen Mission aufsucht. Parallel dazu kommt Kitaros Vater ins Dorf, auf der Suche nach seiner verschwundenen Frau. Gemeinsam werden Mizuki und Kitaros Vater in eine Reihe dunkler und mysteriöser Ereignisse verwickelt, die die Geheimnisse der mächtigen Ryuga-Familie aufdecken und sie mit übernatürlichen Kreaturen, den Yokai, konfrontieren.

Besonders beeindruckend ist die schonungslose Darstellung der Grausamkeiten des Krieges, basierend auf Shigeru Mizukis direkten Erfahrungen als Soldat, der Selbstmordmissionen überlebte. Naito betonte, wie der Film „diese Wut, das Gefühl der Ohnmacht und die Wut gegen diese wirklich feige Behandlung von oben“ ausdrückt, bezogen auf die Befehle, die überlebenden Soldaten zum Sterben erteilt wurden.

Auch die Ästhetik des Films ist bemerkenswert. Produzent und Regisseur hoben die Farbgebung und den Einsatz von Licht hervor, um die Wechselwirkung zwischen Licht und Dunkelheit zu betonen. Die Verwendung einer gedämpften Farbpalette, mit Ausnahme von leuchtendem Rot, wurde bewusst gewählt. Naito erklärte, dass Rot in der japanischen Kultur eine „sehr wichtige“ Farbe ist, die die Sonne und das Blut symbolisiert und eine starke ästhetische Bedeutung hat, die beispielsweise an traditionelle Torii-Bögen erinnert.

„The Birth of Kitaro: The Mystery of Gegege“ hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter eine Nominierung für den Japan Academy Film Prize in der Kategorie „Bester Animationsfilm“ und den Preis als Bester Film bei den 7th Chofu Film Town Awards. Beim Tokyo Anime Award Festival (TAAF) 2025 dominierte der Film mehrere Einzelkategorien.

„Ponoc Short Films Theatre Volume 1: Modest Heroes“:

Diese Sammlung von drei Anime-Kurzfilmen war ein weiteres Highlight und ein lebendiges Beispiel für die zeitgenössische Animationskunst, gekennzeichnet durch brillante Farben, leuchtende Töne und akribische Detailgenauigkeit. Die Anwesenheit von Kosuke Hayashi, dem Hintergrundkünstler des letzten Films des Trios und Preisträger des Nippon Rising Star Award, verlieh der Veranstaltung eine besondere Note. Hayashi gab wertvolle Einblicke in den kreativen Prozess.

Die Anthologie „Modest Heroes“ (Eiyuu) vereint drei unterschiedliche Geschichten, die alle das Konzept des „bescheidenen Heldentums“ oder „Alltagshelden“ erkunden.

  • „Kanini & Kanino“, unter der Regie von Hiromasa Yonebayashi, beeindruckte mit seiner Darstellung von zwei kleinen Wasserwesen, die in einer Unterwasserwelt leben. Hayashi verriet, dass der Art Director, ein Freund von ihm, „jeden Tag zum Fluss ging und das Wasser malte und sein Bestes gab, damit es so real wie möglich aussah“, was die Detailtreue der Anthologie unterstreicht.
  • „Life Ain’t Gonna Lose“, unter der Regie von Yoshiyuki Momose, konzentriert sich auf eine berührende und realistische Geschichte über die Herausforderungen eines Kindes mit Lebensmittelallergien.
  • „Invisible Man“, unter der Regie von Akihiko Yamashita, wurde besonders für die Hintergründe gelobt, die vollständig von Kosuke Hayashi erstellt wurden. Hayashi erklärte, dass die Unsichtbarkeit des Hauptcharakters die Hintergründe „besonders wichtig“ machte, um Ausdruck und Emotion zu vermitteln. Er sprach über die Herausforderung, diese Hintergründe zu schaffen: „Ich dachte, es würde Spaß machen, aber es war eigentlich ziemlich schwierig“.

Kosuke Hayashi, der mit dem Nippon Rising Star Award ausgezeichnet wurde, teilte während der Frage-und-Antwort-Runde seine Gedanken über seine Arbeit. Er verglich das Gefühl der Einsamkeit in seiner Arbeit mit der Erfahrung des unsichtbaren Charakters im Film. Er betonte auch die Philosophie hinter der Gestaltung von Hintergründen: „Der Hintergrund sollte das Filmerlebnis nicht stören“, „er sollte nicht hervorstechen“. Er fügte hinzu, dass „unsichtbar zu werden in gewisser Weise die Pflicht ist, die wir uns auferlegen“, was eine Demut und Hingabe widerspiegelt, die den Film an erste Stelle setzt. Trotzdem gab er zu, dass es ihn „wirklich glücklich“ macht, Komplimente für seine Arbeit zu erhalten.

Ausblick und Bedeutung des Festivals

Der Termin für das 26. Nippon Connection Filmfestival steht bereits fest: Vom 2. bis 7. Juni 2026 wird Frankfurt am Main erneut zum Zentrum des japanischen Kinos. Ausgewählte Filme des Festivals werden zudem in den nächsten Monaten im Rhein-Main-Gebiet im Rahmen des Themenschwerpunkts „Obsessions From Passion to Madness“ zu sehen sein. Die Termine werden auf der Festivalwebsite bekannt gegeben.

Das Japanische Filmfestival Nippon Connection wird von einem rund 100-köpfigen, größtenteils ehrenamtlichen Team des gemeinnützigen Vereins Nippon Connection e. V. organisiert. Es steht unter der Schirmherrschaft des Hessischen Staatsministers für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur, Timon Gremmels, des Oberbürgermeisters der Stadt Frankfurt am Main, Mike Josef, und des Generalkonsulats von Japan in Frankfurt am Main. Eine Kampagne zur Unterstützung des Festivals läuft auf der Online-Plattform betterplace.org.

Das Nippon Connection Filmfestival hat einmal mehr seine Fähigkeit bewiesen, bedeutsame Werke zu präsentieren, die nicht nur unterhalten, sondern auch zum Nachdenken anregen, und festigt damit seine Rolle als wichtige Plattform für das zeitgenössische japanische Kino. Die Teilnahme von Künstlern wie Kosuke Hayashi bereichert den Wert des Festivals zusätzlich und schafft einen direkten Dialog zwischen Künstlern und Zuschauern.

 

Elisa Cutullè

Foto: Kosuke Hayashi, (c) Elisa Cutullè

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