Im Rahmen des Begleitprogramms zur Ausstellung „Rendez-vous mit den Nordvogesen“ hält die Kulturvermittlerin und Dialektforscherin Laure Lickel vom Musée du Pays de Hanau, Bouxwiller am 24. Januar 2023, um 19 h im Historischen Museum Saar einen Vortrag, Sie stellt das Leben und das literarische Werk der elsässischen Schriftstellerin Marie Hart (1856–1924) vor. Ihre im elsässischen Dialekt verfassten Arbeiten schildern anschaulich den Alltag in Bouxwiller zwischen dem letzten Viertel des 19. und dem ersten Viertel des 20 Jahrhunderts. Marie Hart`s Leben und Ihr Werk sind aber auch zutiefst geprägt durch die Wechsel und Umbrüche nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und nach dem Ersten Weltkrieg.
Marie Hart wurde 1856 als Marie Hartmann im nordelsässischen Buchsweiler (Bouxwiller) als Tochter eines Apothekers geboren. Sie schloss 1874 das französische Lehrerinnenexamen ab und arbeitete zunächst in einem Mädchenpensionat in Dresden. Während dieser Zeit schrieb sie erste Kurzgeschichten in französischer Sprache. Gegen den Widerstand der Eltern heiratete sie 1882 den württembergischen Offizier (a. D) Karl Alfred Kurr und zog mit ihm zunächst nach Vorarlberg. Unter dem Pseudonym Marie Hart begann sie Kindheitserinnerungen in elsässischer Sprache zu verfassen und auch zu veröffentlichen. Das Ehepaar kehrte 1908 nach Buchsweiler zurück, wo Marie eine Schülerpension eröffnete, um finanziell zu überleben. Im Ersten Weltkrieg verschlechterte sich das Verhältnis zu den im Elsass lebenden Deutschen zunehmend. 1918 wurde Alfred Kurr aus Frankreich ausgewiesen. Marie Hart folgte
ihm 1919 nach Bad Liebenzell in den Schwarzwald. Dort schrieb sie „Üs unsere Franzosezit“, in dem sie ihre Erfahrungen und persönlichen Verletzungen verarbeitete – mit viel Zorn und gehässiger Bitterkeit gegenüber den Franzosen. Viele Elsässer und Reichsdeutsche, die 1918 das Elsass verließen, fühlen sich in Deutschland im Exil.
Marie Hart, die auch Werke in deutscher und französischer Sprache veröffentlichte, gilt heute als bedeutendste Verfasserin elsässischer Dialektprosa.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Literaturarchiv Saar-Lor-Lux-Elsass statt.
Der Eintritt ist frei.
Die Referentin Laure Lickel besuchte schon als kleines Kind mit ihrer Mutter das Museum in Bouxwiller. Im Alter von etwa 20 Jahren wurde sie Mitglied der Freunde des Museums und half beim Aufbau von Ausstellungen. An der Universität in Straßburg studierte Laure Lickel Dialektologie und untersuchte vergleichend verschiedene französische Dialekte. Später arbeitete sie am Musée du Pays de Hanau in der Kulturvermittlung und verkörperte dabei auch die Rolle der Marie Hart, deren Geschichte, Schriften und Anekdoten sie faszinierten.
Foto:
Marie Harth (1856–1924), um 1880 © Musée du Pays de Hanau, Bouxwiller, Aufnahme:
Hermann Brandseph