Der Kopf des Königs ist noch dran – Erste Bestandsaufnahme vom Hauptwerk des Saarbrücker Rathauszyklus

 

Nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten an Anton von Werners „Graf Bismarck“ (1880) ist nun das Hauptwerk des Saarbrücker Rathauszyklus „Ankunft König Wilhelms I. in Saarbrücken“ (1880) in der Restaurierungswerkstatt zu sehen. Es zeigt, wie im Titel beschrieben, die Ankunft Wilhelms I. am 9. August 1870 in Saarbrücken. Tatsächlich hat das dargestellte Ereignis so nie stattgefunden, denn die angekündigte Ankunft des Königs (späteren Kaisers) verzögerte sich um einen Tag. Dadurch fiel eine öffentliche Begrüßung mit Bürgermeister, Stadtverordneten und einer jubelnden Menge aus.

Vor Ankunft in der Werkstatt hatte man nur erahnen können, welcher Teil des Gemäldes durch zwei massive Löcher betroffen ist. Da war das Gemälde noch provisorisch aufgerollt und undurchsichtig mit mehrfachen Schichten Japanpapier bedeckt gewesen, welche die abblätternden Farbpartikel und die stark beschädigte Leinwand zusammenhalten sollten. Eine digitale Schadenskartierung ließ befürchten, dass der Kopf des Protagonisten König Wilhelms I. betroffen sein könnte. Eine erste Bestandsaufnahme der Schäden gibt nun Entwarnung: der Kopf ist noch dran. Die freie Rekonstruktion der Gesichtszüge wäre weder möglich noch vertretbar gewesen.

Trotz der großen Erleichterung seitens der Restauration, dass neben dem König auch alle Köpfe von historisch zuzuordnenden Personen erhalten sind, stellen die Wiederherstellungsarbeiten eine Herausforderung dar. Aufgrund der jahrelangen unsachgemäßen Lagerung sind die Risse in der Leinwand schlimmer als erwartet und auch die enorme Größe des Gemäldes verlangt nach ungewöhnlichen Maßnahmen. So wurde ein fahrbares Gestell über dem Gemälde errichtet, mit dem Diplom-Restauratorin Katharina Deimel über die Leinwand gleiten kann, um auch die Gemäldemitte zu erreichen. Zunächst hat sie sich jedoch auf die Substanzsicherung der Malerei konzentriert. Als nächstes müssen Beulen und Wellen plangelegt, verzogene Risse aneinandergesetzt und Fehlstellen wie die beiden mehr als ein Meter breiten Löcher rekonstruiert werden.

Über den aktuellen Stand der Arbeiten in der Restaurierungswerkstatt erkundigte sich auch Bundesaußenminister Heiko Maas im Austausch mit Reiner Jung und Simon Matzerath. Er besuchte die Ausstellung „Monumente des Krieges“, für die er die Schirmherrschaft übernommen hat. Sein besonderes Interesse galt dem deutsch-französischen Kontext und der besonderen Rolle der Grenzregion an Saar und Mosel.

Die Restaurierungsarbeiten an „Ankunft König Wilhelms I. in Saarbrücken“ werden mindestens bis Ende Oktober andauern. Deren Fortschritt können Besucherinnen und Besucher vor Ort in der Ausstellung und online über die Webcam auf der Homepage des Museums verfolgen:  www.historisches-museum.org

Comments are closed.