Galilee Chamber Orchestra Sommertour: EUROPA-Debüt mit Uraufführung | Pianist und Dirigent Saleem Ashkar

Mit dem Galilee Chamber Orchestra geht im Sommer 2019 eines der außergewöhnlichsten Nachwuchsorchester weltweit auf Deutschland-Tournee: 39 junge hochtalentierte palästinensische und israelische MusikerInnen musizieren gemeinsam unter Leitung des in Nazareth geborenen und international tätigen Pianisten Saleem Ashkar. Am 31. Juli debütiert das Ensemble im Rahmen des Young Euro Classic Festivals im Konzerthaus Berlin mit „Overcoming“, einer Uraufführung von Wisam Gibran zum Thema „Courage“. Ebenfalls auf dem Programm Werke von Haydn und Beethoven die das Orchester dann Anfang August auch in Hannover, Osnabrück und beim Rheingau Musik Festival in Wiesbaden präsentiert.

Das Galilee Chamber Orchestra wurde 1992 unter dem Dach der Polyphony Foundation ins Leben gerufen. Diese Stiftung hat es sich auf die Fahnen geschrieben, die Kluft zwischen arabischen und jüdischen Gruppen in Israel durch Musik und ein weltweites Kooperationsnetzwerk auf der Basis von kulturellem Austausch, Dialog und Partnerschaft nachhaltig zu überbrücken. Der international gefeierte palästinensisch-israelische Pianist Saleem Ashkar, dem die Betreuung und Förderung des musikalischen Nachwuchses seiner Heimat – ungeachtet der religiösen Orientierung des Einzelnen – schon immer eine Herzensangelegenheit war, leitet dieses einzigartige Nachwuchsorchester seit der ersten Stunde: Es biete „einen professionellen wie auch sozialen Rahmen für die jungen Musiker. Ich bin außerordentlich stolz, mit diesem Orchester zu spielen, es zu dirigieren und mehrere Wochen in der Saison mit ihm zu arbeiten – selten treffen musikalische und persönliche Erfüllung so wunderbar zusammen wie in diesem Fall.“

Bei seiner Deutschland-Tournee 2019 wird das 39-köpfige Galilee Chamber Orchestra, in dem aktuell in fast gleicher Anzahl hochtalentierte junge Israelis und Palästinenser gemeinsam musizieren, sein Debüt beim Young Euro Classic Festival am 31. Juli im Konzerthaus Berlin geben. Dass dabei neben einer Haydn-Ouvertüre (zur Oper „L’isola disabitata“) auch zwei Werke Ludwig van Beethovens (das Klavierkonzert Nr. 2 in B-Dur, op. 19 und die Sinfonie Nr. 1 op. 21) auf dem Programm stehen, kommt nicht von ungefähr. Gilt doch der gebürtige Bonner als die humanistische Stimme der musikalischen Klassik schlechthin. In diesem Sinne könnte es also kaum ein geeigneteres Repertoire für das Galilee Chamber Orchestra geben, um die Botschaft der Versöhnung international zu transportieren. Und ein Umdenken, so Ashkar, der die Konzerte vom Dirigentenpult und vom Klavier aus leitet, beginne in dem Moment, wenn die Menschen – Musiker wie Zuhörer – durch Musik neue Erfahrungen machen, sich auf andere neue Weise begegnen und so über die Gräben hinweggehen, die sie bislang trennten.

Den anderen Schwerpunkt des Tourneeprogramms bildet die Uraufführung von „Overcoming“, einem Auftragswerk des wie Saleem Ashkar in Nazareth geborenen Komponisten Wisam Gibran: Dessen Komposition nimmt Bezug auf das Motto „Courage“ des diesjährigen Rheingau Musik Festival, wo das Galilee Chamber Orchestra am 8. August mit einem Konzert im Kurhaus Wiesbaden seine Deutschlandtournee nach vorherigen Stationen in Hannover (4.8.) und Osnabrück (6.8.) abschließen wird.

In seiner Novität „Overcoming“ lässt Wisam Gibran motivisches und melodisches Material der traditionellen Oud-Literatur – er selbst ist Virtuose der so bezeichneten arabischen Laute – durch die von ihm studierten klassisch-mitteleuropäischen Kompositionsprinzipien transformieren. Die strukturelle Anlage des Werks mit zwei Blöcken, zwei Anfängen und zwei Aufbauten transportiert dabei symbolhaft die Fähigkeit, von vorne zu beginnen – die Überwindung des Bisherigen durch einen Neuanfang, ohne dabei die Tradition zu verleugnen. Denn die „Verwendung des Unisono in den Streichern an mehreren Abschnitten des Stücks“, so Ashkar, „erinnert an das traditionelle arabische Orchester, auch wenn diese melodischen Kreislinien gepunkteten rhythmischen Clustern gegenüberstehen, die jenen melodischen  ‚Erinnerungen‘ einen neuen Kontext und eine neue Bedeutung verleihen.“

Für das Galilee Chamber Orchestra und seinen Leiter Saleem Ashkar ist die gemeinsame Arbeit alles andere als Routine oder orchestraler Alltag: In dieser einzigartigen Zusammensetzung liefern sie einen klingenden Gegenentwurf zur aktuellen gesellschaftspolitischen Realität in Israel, sind Hoffnung gebende Zukunftsbotschafter in einem zerrissenen Land. Und das wird auch 2019 bei jedem ihrer Auftritte spür- und hörbar werden, wie Ashkar betont: „Ein Konzert soll etwas bedeuten, es soll in Erinnerung bleiben, etwas Subjektives vermitteln. Es geht nicht nur um perfekt gespielte Musik.“

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