Die Dimensionen des Daniel Wirtz

Sänger und Songwriter, begann er 1999 als Kopf und Sänger der Band Sub7even bis er , seit 2007 nur  als Solokünstler mit Band veröffentlicht und tourt. Wir haben in Saarbrücken getroffen

Du singst auf Deutsch, aber hast auch auf Englisch gesungen. Gibt es da, für dich, Unterschiede?

Ja, und wie. Als ich mit Musik angefangen habe, war es normal, dass man auf Englisch sang, da die Deutsche Sprache eher der Volksmusikrichtung vorbehalten war. Ausnahmen, waren Nena, Lindenberg oder Grönemeyer. Das wurde so, eigentlich, von allen, mehr oder weniger akzeptiert. Irgendwann, aber, merkte ich dass es ein paar Dinge gab, die mir auf dem Herzen lagen, und die ich, detailliert, loswerden musste. Dafür konnte ich mich nur der Deutschen Sprache bedienen, da ich es nicht geschafft hätte es auf English auszudrücken.

In der Muttersprache zu texten ist einfach grandios… ich habe das Gefühl dass ich, so, die Leute eher anspreche und ihre Seele erreichen, sowie berühren kann.

Heute könnte ich mir, um ehrlich zu sein, nicht mehr vorstellen ein Lied auf Englisch zu singen.

 

Gibt es ein Lied dass dir besonders viel zu schaffen gemacht hat?

Im Grunde sind alle Lieder „schwere Geburten“ gewesen, da alle sehr privat und sehr intim sind. Matthias Hoffmann, mein Produzent, Geschäftspartner und Freund im Geiste, hat mich ermutigt, als ich mit einer Handvoll Zeilen und ein bisschen Melodie zu ihm hingegangen bin, daran zu arbeiten, da er großes Potential sah.

Das war schon schwer, weil es auch eine Art Zeilen waren, von Aspekten, die man nicht so gerne offenstellt, wenn man sich irgendwo/irgendwem vorstellt, da sie einem sehr «nackt» dastehen lassen.

So ist es bei allen meinen Texten, da ich immer sehr viel von mir preisgebe. Jeder Song ist ein Stück von mir, und jedes Mal wenn ich ihn spiele, werde ich automatisch in die Zeit zurückversetzt in der dieser Song entstanden ist. So erlebe ich wieder, was dieser Song an mir verändert hat.

Der Entstehungsprozess ist, im Grunde genommen, immer derselbe. Ich habe die Melodie im Kopf, bastle etwas zusammen, textmäßig auf Denglisch. Dann frage ich mich, warum ich so klinge und was gerade in mir los ist. Ich würde sagen, dass das der harte Teil des Jobs ist. Meistens entsteht, aber, etwas Melancholisches oder Anregendes. Wenn es mir mehr als gut geht, verspüre ich keinen Druck zu schreiben.

Das Schreiben ist immer mit einem Prozess verbunden, der unangenehme, für sich oder andere, Erfahrungen verarbeitet. Wenn es richtig unangenehm wird, merke ich, dass ich auf der richtigen Fährte bin. Ich muss mich der Wahrheit stellen, denn im Lügen war ich immer schon nicht gut.

 

Du warst einer der Teilnehmer bei «Sing deinen Song». Wie war es Lieder von anderen zu interpretieren?

Vorweg sei gesagt: es war grandios, dass die mich angerufen hatten und dafür bin ich allen Beteiligten, besonders Xaivier Nadoo, dankbar. Mich auf den Radar zu bringen hat eine Menge Buzz generiert.

Man kam viel herum, lernte viele Leuten kennen. Udo Lindenberg ruft dich an, Nena und Wolfgang Niedecken wissen wer du bist.

Aus einer Nummer die man nicht gut findet eine Punk-Rock Nummer zu schreiben ist leicht. Wenn aber Lieder dabei waren, die für einen selbst schon etwas mehr bedeuten, dann ist schon mehr im Spiel.

„Tango“ von Pur, zum Beispiel, war ein Lied dass zur Zeit des Todes meines Opa entstanden ist. Das war, für mich, meine allererste Begegnung mit dem Tod und auch das erste Mal dass meine Oma, das netteste und freundlichste Wesen das ich kannte, zu einer matten Person mutierte. Dieser Song beschrieb genau die Situation die wir damals durchlebten, weswegen ich diesen Song absolut haben wollte. Ich habe sofort eine E-Mail geschrieben, um zu erklären warum gerade ich den Song singen musste. So habe ich den Song «entangoed und entJohnnycashed»: ich empfand die Musik nicht der Stärke des Textes angepasst. Und dass hat geklappt. Sogar Harmut von Pur hat mir gesagt dass ich einen seiner 3 besten Songs geklaut hätte. Für mich, als Musiker, ist dies wirklich das größte Kompliment das man bekommen kann.

 

Wie war es dort mit der Publikumsreaktion?

Obwohl das Publikum nicht so groß war wie bei meinen Live Konzerten, saßen doch die Leute auch der Couch und manchmal musste die Sendung unterbrochen werde, weil das Makeup verlaufen war und die Leute einfach gepackt wurden. Ich konnte ihnen in die Augen sehen und auch die komplette Stille um mich herum genießen.

 

Was ist Tourleben für dich?

Zum Teil stressig, weil man sich den Stress selbst macht: man möchte ja jeden Abend 100% geben. Jeden Abend ein 2,5 Stunden Konzert abzugeben fordert schon etwas, gibt aber auch viel zurück, weil man die Publikumsenergie förmlich spüren kann.

Ansonsten ist es für mich wie eine Art Klassenfahrt in einem U-Boot, da die Räumlichkeiten im Tour Bus sehr begrenzt sind. Deswegen ist es sehr wichtig dass die richtigen Leute dabei sind.  In meinem Fall habe ich, sehr selektive, gute Menschen zueinander geführt mit denen man gerne unterwegs ist.

 

Was treibst du so, wenn du nicht auf der Bühne bist?

Mein alltägliches Leben ist so ziemlich «un-rock‘n roll». Ich bin zuhause, bei meiner Familie und führe, besonders da ein Kind da ist, ein sehr strukturiertes Leben. Wenn ich an etwas neuen arbeite, ist meine Wohnung voller Zettel und Notizen, und ich bin ganz auf mich fixiert, was ein bisschen anstrengend für meine Familie sein kann

 

Was kommt nach Fünfte Dimension?

Herbst 2019, nach den Sommer Festivals und Konzerten, könnte etwas Unplugged mit sich bringen, da es schon etwas her ist und ich, laufend, noch Anfangen bekommen. Und, ohne Druck, an einer weiteren Platte arbeiten. Wer weiß… Frühjahr 2020?

 

Elisa Cutullè

 

 

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