Beatboxen.. ONAIR

ONAIR das steht für a cappella Innovation aus Berlin. Sie sind, seit September mit ihrem neuen Konzert Programm „Vocal Legends“,den größten Hits der internationalen Pop- und Rockgeschichte in ihren eigenen A Cappella Interpretationen, unterwegs.

Mehr dazu von Patrick  Oliver,  ONAIRs  Bariton, Vocal-Percussionist, Arrangeur und Komponist.

 

Euer Aktuelles Programm heißt VOCAL LEGENDS. Wie wurde es ins Leben gerufen?

Wir haben schon immer, von Anfang an, die Freude daran bekannte Songs zu nehmen und diese auszuarbeiten. Wir hatten schon Lieder von Rammstein & Led Zeppelin, die man sich, normalerweise, nicht in einer A cappella Version vorstellen kann. Wir sehen uns die Leider an, kratzen die Schale ab und verleihen ihnen ein neues Gewand.  So beschlossen wir es nicht nur auf ein paar Lieder zu belassen, sondern es wirklich zum Thema einer Tour zu machen, indem wir uns die größten Sängerstimmen aussuchten.

 

Zurück auf Anfang. Wie ist Onair vor 5 Jahren gegründet worden?

Man könnte uns Kalkül und einen großen Masterplan unterstellen (lacht), aber es hat damals, mit etwas Glück, auch alles zusammengepasst. 3 von uns Jungs, der Stefan der André und ich, hatten schon über 16 Jahren zusammen in einer Berliner A- Cappella Gruppe gesungen. Wir empfanden aber dass, nach so langer Zeit, die Luft raus war und mussten uns entscheiden ob wir in eine andere musikalische Richtung gehen wollte, oder das Wissen, dass wir uns in den 16 Jahren angeeignet hatten, weiterhin verwenden sollten. Relativ schnell einigten wir aus darauf dass wir mit einer Gruppe weitermachen wollten die aus Musikern bestand die sich wirklich auch der Musik verschrieben hatten und die damit auch Geld verdienen wollten. Diese Einstellung hat dazu geführt dass alle mit einer großen Intensität und einem hohen Qualitätsanspruch am Projekt teilgenommen haben.

Ich, persönlich, bin tatsächlich erst relativ spät zur A-Cappella Musik gekommen. Als 16-jähriger wollte ich ein Mädchen besser kennenlernen und bin, deswegen, einem Chor beigetreten (sie sang im Chor). Das Mädchen konnte ich zwar nicht näher kennenlernen, dafür aber die Musik und das Singen. Ich stellte fest dass wir das alles wahnsinnig Spaß machten und bin so an die A-Cappella Szene herangekommen. Es ging dann mit dem Chor im Musikgymnasium weiter, aus dem dann das eben genannte Männerensemble entstand, da wir Lust hatten, vor und nach den Proben, noch mehr Musik zu machen.

 

Ihr erscheint wie ein sehr gut eingespieltes Team. Wie schafft ihr das? Wie lange probt ihr eigentlich?

Ich weiß nicht ob man ein gutes Gruppengefühl eigentlich planen kann. Was wir aber hundertprozentig haben, ist großen Respekt voneinander. Dies ist eine Voraussetzung um sich wertzuschätzen, aber auch miteinander Spaß zu haben.

Wir haben alle unsere unterschiedlichen Aspekte, unsere Eigenheiten die, mal mehr, mal minder, nerven, aber wir sind uns der Qualitäten der anderen bewusst. Zudem glauben wir fest dran dass jeder von uns für das Gelingen dieser Band wichtig ist.

In der A Cappella Welt haben wir den Ruf als die meist probende Bands Deutschlands. Das trifft, vielleicht auch zu (lacht). Wir treffen uns 2-Mal die Woche in unserem proberaum in Berlin   einfach nur zum Proben. Die Idee zum neuen Programm, sowie die ersten Songs, entstanden schon im Winter 2016.  Die bedeutet dass wir an diesem Programm zirka 1,5 Jahre gearbeitet haben. Wir mussten ja unsere Parts einzeln in Noten fassen, dann kombinieren, eventuell abstimmen und dann lernen. Zudem kamen noch die Choreographie und die Arbeit mit Sound- und Lichttechnik.

Was die Choreos betrifft gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Wir stellen die Songs selbst oder es gibt eine Choreographie zu lernen. Im ersten Fall bringt einer aus der Gruppe die Idee ein, wie wir auf der Bühne zu stehen und unsere Positionen zu wechseln haben; im zweiten Fall greifen wir auch Choreographen zurück, die uns richtige Tanzschritten beibringen.  Dies war der Fall mit VOCAL LEGENDS: hier hat uns Martin Lorenz (DELTA Q- Mitglied und viel Musicalerfahrung), schweißtreibend einige Choreos einstudieren lassen.

 

Verschiedenheit. Kannst du mehr auf diesen Aspekt eingehen?

Wir sind verschieden und haben auch, zuweilen, verschieden Style. Aber, wie man so gerne sagt Unterschiede ergänzen sich und Gegensätze ziehen sich an. Wir haben zum Beispiel, in unserem Umfeld, verschiedene Hintergründe und Konstellationen was uns dazu bringt auch mehr von dem anderen erfahren zu wollen. So lernen wir uns, einerseits, besser kenne, und, andererseits, lernen wir immer wieder neue Seiten und Aspekte kennen.

Es würde, natürlich auch passen wenn wir uns nah wären, aber, dank unserer Vielfältigkeit, ist es spannend und wird es auch weiter bleiben.

 

Wie sieht Verschiedenheit beim Publikum aus?

Es macht sehr viel Spaß seine Kunst in entlegene Windeln der Welt zu bringen, vor unterschiedlichen Menschen aufzutreten und ihre verschiedenen Reaktionen zu sehen. Taiwan war, für uns, diesbezüglich sehr faszinierend. Am Anfang hatten wir Probleme uns mit dem Publikum zurechtzufinden: Die Asiaten sind zwar sehr euphorisch, aber auch total diszipliniert. Sie applaudieren, gefühlte 5 Sekunden, sehr euphorisch und werden dann mucksmäuschenstill. Das wäre, eigentlich, die Zeit in der wir Musiker uns auch so sammeln, uns Blicke zuwerfen und uns freuen dass es mit dem Song gut gelaufen ist. Ein paar Sekunden in denen wir, sozusagen, loslassen. Und genau dieses Loslassen hat uns das taiwanische Publikum, ungewollt, nicht gegönnt. Das Publikum schien keine Zeit verschwenden zu wollen und wartete auf das nächste Lied. Einfach eine andere Art Konzerte zu leben.

In den USA empfand ich es ein bisschen oberflächlicher: das Publikum schien bei virtuosen Linien voll abzugehen und, manchmal, wunderschöne melodische Akkorde zu überhören.

 

Kannst du ein paar Tour-Erlebnisse mit uns teilen?

Es gab schon ein paar *tragische* Situationen. Dies Jahr, zum Beispiel, ereignete sich solch eine Situation. Wir hatten 5 Konzerte vor uns, die am Mittwoch anfangen sollte. Und just an dem Morgen teilt uns der André mit, dass er total k.o. ist, u.a. mit Fieber. Nun hieß es zu entscheiden ob wir die Termine verlegen sollten oder es doch trotzdem durchziehen, obwohl uns die eine Person fehlte. Im Bus haben wir dann überlegt wie wir das Programm auslegen könnten um es mit weniger Leute zu schaffen. Und wir  haben es auch für die ersten 4 Konzerte geschafft.  Beim 5. Konzert dann, legte aber Murphy’s Gesetzt noch eine drauf, denn die Martha verdarb sich den Magen beim Essen vor dem Konzert. Auf der Bühne hat sie schon beim ersten Lied gemerkt dass etwas nicht stimmte, baute von Lied zu Lied ab und, beim 4. Lied, teilte sie uns mit, dass es einfach nicht mehr ging. Stefan hat sie, filmreif, in die Arme genommen und von der Bühne rausgetragen.  Wir haben uns dann kurz beraten wie es weitergehen sollte und beschlossen mit dem Konzert weiterzumachen, obwohl wir jetzt eine Frau weniger auf der Bühne hatten. Und es lief, mit viel Impro und Publikumsbeteiligung. Es war für alle ein spannendes Erlebnis.

 

Wie ist euer Publikum sonst?

Vor der ONAIR Zeit habe ich ja mit den beiden Jungs in einer Comedy Gruppe gesungen. Mit ONAIR geht es eher um große Momente, da auch viele *ernstere* Lieder dabei sind. Das bringt natürlich auch ein anderes Publikum: Am Anfang sahen wir Leute die fast schon eine starren Blick haben und irgendwie verwundert waren. Wir wussten damals nicht was wir davon halten sollten, weil wir an dieses Publikum nicht gewöhnt waren. Uns war unklar ob es ihnen langweilig war oder ob sie eher gebannt von allem waren. Als wir (endlich) verstanden, dass es ihnen einfach gefiel, fanden wir es einfach schön das Publikum anzuschauen wir es das Konzert miterlebt und mitsingt.

 

Was ändert sich in der Winter- und Weihnachtszeit?

Seit 2017 haben wir auch ein spezifisches Programm entwickelt dass wir in der Weihnachtszeit bringen. Es ist eher ein besinnliches-melancholisches Programm, das wir in Kirchen oder in Konzerthäusern ohne viel Technik spielen. Es ist einfach ein intimeres Konzerterlebnis.

 

Elisa Cutullè

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