Kapitän Alex auf Sturmfahrt

Es wird wieder kalt. Eisbrecher haben erneut und schockgefrieren mit STURMFAHRT am 18. August das Gothic-/Industrial-/Rock-/Metal-Genre – mit harten Grooves vor der Brust und einem breiten Grinsen im Gesicht, Fahrt aufgenommen. Alex Wesselsky erzählt uns mehr.

 

Es liegen 14 Jahre zwischen Eisbrecher und Sturmfahrt. Was hat sich musikalisch nicht verändert?

In diesen Jahren hat es nicht verändert, dass wir es immer noch wagen, so ziemlich alle musikalischen Stylistiken,  die es gibt, zu bedienen. Wir machen Elektro, Industrial, Pop, Goth-Rock und mischen alles durcheinander… von der Herzschmerzballade bis zum Monster-Metal. Bei uns muss man, nach wie vor, mit allem rechnen. Unser Stil ist immer noch „Alles oder nichts“, ergo kein Stil oder, eben, der Eisbrecher-Stil. Wir sind, immer noch, ganz schön mutig.

 

Welches neue Element wird Sturmfahrt bringen?

Wir haben, zum ersten Mal, auf unserem Cover, ein Meeresgefährt, ein ozeantaugliches Boot. Bis jetzt hatten wir erst auf unserer EP „Volle Kraft voraus“ einen Eisbrecher.  Auf „Sturmfahrt“ haben wir ein französisches U-Boot, die Redoutable, drauf: ein U-Boot das von Charles De Gaulle persönlich getauft wurde.

Auf der CD haben wir zudem, als erstes Mal, und nicht als Bonusversion, eine Cover-Version drauf. Auf unserer letzten CD hatten wir auch eine Cover-Version drauf, aber als Bonus und limitiert. Die aktuelle Cover-Version „Eisbär“ ist Teil des Albums und, somit, auf allen Medien erhältlich.

 

Was wird mit dieser Sturmfahrt bereinigt?

Mit Sturmfahrt wollen wir die Klarheit schaffen dass mit uns noch in den nächsten Jahren zu rechnen ist und dass alle, die uns noch nicht auf den Schirm haben, anfangen sich zu fragen, womit sie bis jetzt ihre Zeit so vergeudet haben (lol). Wir wollen zeigen dass es im Land von Helene Fischer, Andrea Berg und Co. es auch noch Bands, die noch nicht alle kannten, es schaffen können und 1-fähig sind. Um es „olympisch“ zu sagen, wir sind Podium bereit (hatten die 2 und die 3) und, wenn wir jetzt auch noch die 1 klar machen könnten, hätten wir eine Bronze-, eine Silber- und eine Goldmedaille.

 

Am 23. Juni ist der Trailer „Was ist hier los“ erschienen. Es ist eine Fragestellung über die Unklarheit der Taten oder des immerwährenden Egal-seins. Eine  Kritik an die gegenwärtige Lebensart?

Beides. Es ist einfach beides. Die Frage aller Fragen die sich Gott vor der Sintflut, wahrscheinlich oder Adam und Eva nach den Apfel gestellt haben… Es ist eine aktuelle Frage die man sich morgens stellt, wenn man die Zeitung liest, oder Abends, wenn man die Nachrichten schaut. Egal ob Donald Trump oder große Kleinkinder die mit Atomraketen spielen, Angriffe in Iran, Indien, Nordkorea… man muss sich fragen „Was ist hier los? Wo sollen wir noch hin?“. Als industrialisierter Mensch sind wir in der Lage, in knapp 150 Jahren, ein Ende der Welt, und der Menschheit, herbeizuführen. Der jetzigen Generation wird es vielleicht egal sein, da erst die übernächste Generation das Problem haben wird.

Meistens tut man so als ob alles in bester Ordnung sei und man Probleme lösen könnte. Deswegen ist es umso wichtiger sich diese Frage täglich, am besten 100 Mal zu stellen. Das darf der Schüler den Lehrer fragen; das darf der Lehrer seinen Kultusminister fragen; das darf der Minister seinen Bundeskanzler fragen. Jeder darf und kann es tun.

Man sollte allerdings nicht das Fragezeichen mit einem Ausrufezeichen austauschen: Wenn man es tut, wird die Frage zur Aussage, und zur endgültigen Antwort.

 

„Sturmfahrt“, „Krieger“ und „Das Boot“ scheinen, auf verschiedene Weise einzuladen das eigene Leben in die Hand zu nehmen, was es auch immer koste und an sich selbst zu glauben.  „ Der Wahnsinn“,  „Besser“,  und „Herz auf“ beschreiben verschiedene Seiten einer Beziehung… Auf welchen Weg schickt ihr eure Hörer?

Jeder ist immer eingeladen das eigene Leben zu hinterfragen. Sturmfahrt hat einen Kernsatz „auf in den Untergang“… die Welt mag zwar untergehen, aber dann mit Vollgas. Eine Kavallerieattacke in den Abgrund. Mit dem Speedboot an die Wand. Ein Boot ist ein Bild, das sehr gut in unsere Gesellschaft passt. Es sitzen alle in einem Boot, verschiedene Mächte und Realitäten… ob sowas dann noch funktioniert ist nicht klar.

Krieger ist ein kleiner Aufruf zum Widerstand, sich zu wehren und nicht leichtgläubig zu glauben dass alles, irgendwie schon toll werden wird, auch wenn man den ganzen Tag, kaugummikauend, auf dem Sofa sitzt. Das funktioniert einfach nicht. Aber auch ironisch zu verstehen. Vielleicht ist ja derjenige, der zum Widerstand aufruft, schon bereits der nächste Diktator. Der Krieger wirft verschiede Fragen auf… wer ist der Widerstand, wer sind die Guten und wer die Bösen? Wie kann man es unterscheiden?

Besser bezieht sich auf eine Beziehung. Es ist gewollt nicht kla,r ob es sich um eine Beziehung zwischen Mann und Frau, Chef und Angestellte(r), Freunde handelt… die Botschaft ist die Einladung zu gehen, da die rote Linie schon längst überschritten ist. Es gibt ja diese Situationen, in denen die Leute nicht aufhören können weiter zu betteln, weiter zu nerven, obwohl alles schon längst vorbei ist, weil einfach zu viel passiert ist. Man merkt, wie alles in den roten Bereich geht, und man befindet sich kurz vor der Detonation. Es fehlt, quasi, nur der letzte Schritt „Push the button“, „Pull the trigger“. Die finale Aufforderung will eben diese Situation klarstellen, und dass man an einem Punkt angelangt ist, bei dem man für nichts mehr garantieren kann.

 

An welchem Song habt ihr am längsten gearbeitet bis er endlich so wurde wie ihr wolltet? An welchen Aspekten habt ihr am meisten Arbeiten müssen?

Es sind 2 gewesen. Der eine war Der Wahnsinn und der andere war Wir sind Rock n‘ Roll. Dieser letzte war schon seit langer Zeit da, aber wir wussten nicht so recht was wir damit machen sollten.

Was Der Wahsinn angeht, dachten wir „Uns da fällt uns ganz schnell was ein“… ein purer Wahnsinn. Da haben wir mindestens 1.5 Jahre lang daran gekaut.

Diese Tour bringt euch nicht nur in verschiedene Städte Deutschlands sondern auch in die Schweiz, nach Österreich, Holland und Frankreich. Was bedeutet diese Internationalität für euch und eure Musik?

Internationalität ist sehr wichtig, besonders wenn man deutschsprachig singt. Wir sind und bleiben eine deutschsingende und musizierende Kapelle. Wir durften schon mehrmals die Erfahrung in Russland (Moskau & St. Petersburg) und Finnland (Helsinki) zu spielen und fanden es eine großartige Sache, weil Musik einfach verbindet. Man sieht, dass Russen, zum Beispiel, die Texte mitlesen und versuchen es so deutsch wie möglich auszusprechen, Man weiß nicht ob sie den Text verstehen. Die Begeisterung und Freundlichkeit, aber, die sie mitbringen ist schwer in Worten zu fassen. Wahrscheinlich machen sie es so, wie wir damals als Jugendliche es auch gemacht haben, und übersetzen zuhause die Texte.
Als ich 12 Jahre alt war hatte ich ja auch nicht so genau eine Ahnung über was Iron Maden oder ACDC singt. Ich habe lange gebraucht um zu verstehen was Whitesnake mit dem Satz „Slided in right to the top“ meinte, weil ich anfangs einfach dachte dass es gut klingt. Erst im Nachhinein realisiert man, dass sie eigentlich alle nur von Sex, Party und Frauen gesungen haben. Mit den Jahren, aber, wurde es mir etwas zu dünn, und so kam ich auf andere Bands die, meiner Meinung nach, etwas mehr zu sagen hatten. Dann wurde es interessant und die Texte sehr, sehr wichtig.

Ich denke, dass für viele, die im Ausland leben und nicht unsere Freiheit genießen, oder in anderen Lebensumständen sind, Texte sehr wichtig sind. Musik gibt schon die Möglichkeit Mauern einzureisen, und das jenseits des sprachlichen Verstehens. Barrieren werden somit niedergerissen, und man fängt an sich für andere Kulturen, und andere Denkweisen, zu interessieren.

Das tut auch die Malerei und generell die bildende Kunst. Ich finde es super! Außerdem macht es einen wahnsinnig stolz, sich im Ausland zu befinden, und zu sehen wie die Menge da steht und einen feiert. Und das während man auf Deutsch singt.

Bei dieser Tour freue ich mich, vor allem, auf Frankreich. Paris ist eine Challenge, eine wahre Herausforderung. Ich spreche leidlich Französisch, eigentlich gar nicht so schlecht, und freue mich echt, zwischen den Liedern, auf Französisch etwas zu erzählen.

Ich war öfters in Paris, da ich da Freunde habe, und meinte auch mal, dass ich mit der Band zurückkommen würde. Aber, bevor man im Ausland das Maul groß aufreißt, muss man erst in Deutschland Erfolg haben. Das sage ich auch, wenn mich die Amerikaner fragen warum wir nicht in den USA Konzerte machen „First we take Berlin, then we take Manhattan“.

Aber, diesmal, ist es an der Zeit für die Metropole an der Seine, da wir ja auch das französische U-Boot auf dem Cover le Redoutable haben.

Es wird einfach grandios werden. Ich werde schon sehr froh sein, wenn wir um die 500 Gäste haben werden.

 

In eurer neuen Tour habt ihr Unzucht als Support dabei. Was gefällt auch besonders an dieser Band und wie ist es zu dieser Zusammenarbeit gekommen?

Uns gefällt schon mal das Adjektiv, unzüchtig ist immer gut. Wenn sich eine Band Unzucht nennt, ist es schon ein Pluspunkt an sich.

Die Jungs sind unglaublich nett. Wir hatten sie auf der B-Tour vom Schock dabei, und wir haben in großen Hallen, wie die Jahrhunderthalle in Frankfurt oder das Palladium in Köln, insgesamt 6 Shows zusammen gespielt. Da haben wir sie einfach gefragt, ob sie Lust hätten mit uns noch ein paar Konzerte zu spielen. Sie haben sich gefreut und wir auch.

Auch unser Publikum hat sie unglaublich gefeiert. Es hat einfach alles gepasst: uns gefallen sie, unsere Fans mögen sie auch und die Jungs hatten auch Bock mit uns zu spielen.

Man braucht ein gutes Team, und dazu gehört auch der Support. Man muss eine Band dabei haben, die den richtigen Spirit hat. Es gibt ja welche, die immer nur am Feiern sind, und sich wie Kleinkinder aufführen, die einem dazu bringen den Papa raushängen zu lassen.

Unzucht macht einfach, mit dem Support, das Publikum so heiß, dass bei uns die Korken noch schneller knallen.

Elisa Cutullè

 

Tourdaten

 

29.09.2017      Oberhausen                 TURBINENHALLE              => AUSVERKAUFT

30.09.2017      Hamburg                     MEHR! THEATER

01.10.2017      Wiesbaden                  SCHLACHTHOF

02.10.2017      Stuttgart                      LIEDERHALLE                    => AUSVERKAUFT

03.10.2017      München                     ZENITH

05.10.2017      Wien (AT)                   GASOMETER

06.10.2017      Dresden                       ALTER SCHLACHTHOF

07.10.2017      Leipzig                        HAUS AUENSEE

08.10.2017      Berlin                          COLUMBIAHALLE

10.10.2017      Saarbrücken                GARAGE

11.10.2017      Zürich (CH)                X-TRA LIMMATHAUS

13.10.2017      Eindhoven (NL)          DE EFFENAAR

14.10.2017      Paris (F)                       LE TRABENDO

 

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